Reformationsjahr 2017: Ein Jubiläum der Buße?

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Reformationsjahr 2017: Ein Jubiläum der Buße?
Was sich die Nutzer von 2017gemeinsam zum Reformationsgeburtstag wünschen
Auf 2017gemeinsam.de kann jeder das lutherisch-katholische Papier "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" kommentieren. Die umstrittene Schrift äußert sich zum Reformationsjubiläum 2017 und zur Frage, wie es ökumenisch begangen werden kann. Der Tenor der Nutzerkommentare ist eindeutig: Ein rauschendes Luther-Fest soll daraus nicht werden. Vielmehr wünschen sich viele Kommentatoren ein nachdenkliches Jahr der Buße und Besinnung.

"Meiner Meinung nach ist der 500. Jahrestag der Reformation auch weniger ein Grund zum Feiern, sondern ein Grund zur gemeinsamen Umkehr und Neuausrichtung", schreibt Userin Heike Krenzien auf 2017gemeinsam.de, einem Projekt des Deutschen Nationalkommittees im Lutherischen Weltbund und dem Paderborner Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik. Die Kirchen sollten sich schämen, dass sie trotz aller Fortschritte bis heute nicht wieder zueinander gefunden hätten, befindet Krenzien.

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Auch User Franz-Ulrich Beutner fordert die Kirchen zur Buße auf: "500 Jahre Reformation können kein Anlass für ein Fest sein." Johannes Oesch findet die Forderung nach einem Jubiläum der Buße zwar gut, gibt aber zu Bedenken: "Gleichzeitig bleibt es römisch-katholischer Standpunkt, dass die Absolution den Evangelischen nicht erteilt wird, weil das kirchenrechtlich unzulässig sei". Buße ohne Absolution aber, so Oesch, sei nach dem Augsburger Bekenntnis, einer Grundlage der Lutheraner, nicht möglich. "Wäre es denkbar, dass 2017 beim Reformationsjubiläum ein gemeinsamer Bußakt stattfindet, der ohne Absolution endet?", fragt er.

Papst auch für Protestanten?


"Die Spaltung ist biblisch nicht tragbar, daher müssen alle Kirchen, Gemeinden, Gemeinschaften in den Prozess mit einberufen werden und nicht nur die zwei vermeintlich großen staatlichen Kirchen", fordert Jan Funke. Der lutherisch-katholische Reformationsgedanke reiche im Bereich der Ökumene nicht aus.

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Eine Kirche für alle? Heißt das: Papst auch für Protestanten? Friedhelm Wippich betont die Vorteile eines Oberhaupts, das für alle Christen sprechen kann: "Der Papst könnte, wenn evangelische wie katholische Christen sich auf ihr Christsein besinnen sagen: Ich grüße sie im Namen von 1,5 Milliarden Christen."


Konkrete Vorschläge, wie eine Kirchenfusion aussehen könnte, macht Thomas Jakob. "Aufgrund der Vielzahl evangelischer Kirchen kommt pragmatisch für eine echte Einheit nur eine Wiedervereinigung mit der katholischen Kirche in Frage", findet er. Die evangelische Kirche solle dafür Beitrittsbedingungen aushandeln. Jakob findet, dass Frauenordination in dieser fusionierten Kirche erlaubt sein sollte und der Zölibat freiwillig. Laien sollten besser eingebunden werden, der Prunk und Luxus im Vatikan stark eingeschränkt. Dass ein Zusammenschluss zu diesen Bedingungen schwer werden könnte, räumt Jakob gleich selbst ein: "Ich vermute, dass diese Liste unter den Laien beider Seiten wesentlich leichter konsensfähig wäre als unter den Offiziellen und Theologen."

"Doch wir vertrauen auf die Wunder Gottes"


Hans-Christoph Schilling hingegen will ein komplett neues kirchliches System. Bislang, glaubt er, stehen sich mit der evangelischen und der katholischen Amtskirche zwei Konzepte konträr gegenüber, die ihm jedoch beide wenig sympathisch sind. "Beide bevormunden oft genug die Gläubigen recht altväterlich und benutzen engagierte Christen zur Absegnung von Entscheidungen, die häufig in 2-3-Personengremien vorbereitet und dann "durchgedrückt" werden", glaubt er. Deshalb fordert er einen "dritten Weg" – nicht ohne einzuräumen, dass die Kirchen-Systeme sich wohl kaum selber abschaffen werden. Die Hoffnung will er trotzdem nicht aufgeben: "Doch wir vertrauen auf die Wunder Gottes, der immer wieder die Herzen der Menschen bewegt."


Nutzer Peter Freitag schreibt dagegen: "Warum die Reformation der Kirche durch Luther nicht feiern? Schließlich haben sich seine theologischen Aussagen - auch wenn es Jahrhunderte dauerte - positiv auf die katholische Theologie ausgewirkt." Auch Erich Schredl gibt zu Bedenken, dass die Reformation die Gestalt der katholischen Kirche verändert hat: "Die katholische Kirche vor 1517 war eine völlig andere als 1617."

Reformationsjubiläum als Scheidungsparty

Kritiker wie der Wiener Theologieprofessor Ulrich Körtner warfen den Lutheranern vor, sich mit "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" zu sehr an die katholische Kirche anzubiedern. Diese Sicht findet sich unter den Usern weniger. Lediglich "Mortimer Graf zu Eulenburg" gibt zu Bedenken: "Nicht penetrant von Lutheranern schreiben, es sei denn man möchte die unierten bzw. reformierten Landeskirchen gerne ausklammern".


Vereinzelt findet sich auch Fundamentalkritik am Ökumene-Gedanken. Carlos Nunes Pereira wirft der EKD vor, die Sakramente zu verraten. "Solange die evangelische Kirche sich verweltlicht, kann von Annäherung keine Rede sein", befindet er. Es wäre ein schönes Zeichen, wenn die evangelische Kirche auch die 100-Jahr-Feier der Erscheinungen in Fatima mitfeiere. In dem portugiesischen Ort soll 1917 drei Kindern die Jungfrau Maria erschienen sein.


Rudi Berliner findet ein ökumenisch gefeiertes Reformationsjubiläum albern. Es erinnert ihn an Ex-Eheleute, die fünfzehn Jahre nach der Trennung eine große Scheidungsparty feiern. "Vielleicht im Hintergrund noch die raumhohe Pinnwand, an der unsere Partygäste und ehemaligen Familienfreunde die Scheidungsgründe in Wort und Bild anheften können", schreibt er und verteilt damit auch einen Seitenhieb auf die theologischen Diskussionen  in "Vom Konflikt zur Gemeinschaft". "Eine Feier der Kirchenspaltung kann es mit ehrlichen und aufrichtigen Katholiken nicht geben", befindet Berliner. Und Peter Freitag meint: "Nach den Worten Luthers kam der Konflikt durch unbiblische Lehren der Päpste zustande. Die aber bestehen bis heute. Wie will man also zu einer echten Gemeinschaft kommen?"

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Dass Ökumene nicht nur theologischen Dialog braucht, gibt Ulrike Kirsch zu Bedenken: "Als einfaches kleines Gemeindeglied denke ich, dass die theologische Diskussion wichtig ist, dass wir aber noch viel mehr gemeinsam unseren Herrn anbeten sollten".


Wie das Reformationsjubiläum 2017 trotz theologischer Differenzen ohne konfessionellen Kleinkrieg gefeiert werden und sich die Kirchen gleichzeitig auf ihre gemeinsamen Wurzeln rückbesinnen können, dazu liefert Judith Kosack einen Vorschlag: "Das zu erwartende Interesse der Medien sehe ich als große Chance, die frohe Botschaft bekannt  zu machen. Und die heißt nunmal ‚Jesus ist auferstanden‘ und nicht ‚Luther war toll‘."

Das Projekt 2017gemeinsam.de läuft noch bis November. Bis dahin können interessierte Nutzer ihre Kommentare zur Schrift "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" abgeben. Die kommentierte Fassung soll dann dem Lutherischen Weltbund und dem Päpstlichen Einheitsrat übergeben werden. Sie haben die Schrift ausgearbeitet.