Die Reformation ist nach Überzeugung von Außenminister Frank-Walter Steinmeier für Christen untrennbar mit der Aufforderung zum gesellschaftlichem Engagement verbunden. Martin Luthers Botschaft laute, sich einzumischen und die Verantwortung vor Gott und der Welt wahrzunehmen, sagte der SPD-Politiker am Donnerstagabend in der Magdeburger Johanniskirche. Das revolutionäre an der Reformation sei der Appell, für Liebe anstatt Hass und für Versöhnung anstatt Krieg einzutreten.
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Mit einem Festakt wurde an die Einführung der Reformation in Magdeburg vor 490 Jahren erinnert. Am 26. Juni 1524, sieben Jahre nach dem Thesenanschlag in Wittenberg, predigte Luther in der Johanniskirche in deutscher Sprache.
Die Lehre aus der Reformation sei, zu seinen Überzeugungen zu stehen, den eigenen Verstand zu benutzen, Grenzen zu erkennen und Vielfalt zu akzeptieren, betonte Steinmeier. Sich nicht einzumischen, sei eine Flucht vor der Verantwortung. Luther habe auch die Zuversicht gegeben, Verantwortung für den Nächsten zu übernehmen, aber eben nicht die ganze Welt retten zu müssen. Der Minister gehört seit Ende 2013 dem Präsidiumsvorstand des Deutschen Evangelischen Kirchentages an.
Reformation bedeute auch, genauer hinzuschauen, anstatt andere Meinungen ungefragt zu übernehmen, sagte der Minister mit Blick auf den Syrien-Konflikt. Dort passe nichts "in die Schubladen, die wir dort hingestellt haben". Das Regierunsgmitglied äußerte die Sorge, dass mit wachsenden Krisen sowie steigenden Flüchtlingszahlen "wir in Deutschland eher zurückweichen und unsere Verantwortung nicht erkennen". Auch in der Außenpolitik sei Geduld gefragt. Nach Alternativen zum Krieg zu suchen, sei oft schwieriger und mit mehr Enttäuschungen verbunden, als eine militärische Brigade oder Drohnen loszuschicken.