Hessischer Friedenspreis geht an brasilianischen Menschenrechtler

Hessischer Friedenspreis geht an brasilianischen Menschenrechtler
Rubem César Fernandes erhält den mit 25.000 dotierten Preis. Mit zahlreichen Projekten und Aktionen hat sich der 71-jährige für die Eindämmung von Gewalt in seinem Heimatland Brasilien eingesetzt.

Der Hessische Friedenspreis 2014 geht an den brasilianischen Menschenrechtskämpfer und Konfliktschlichter Rubem César Fernandes. Der 71-jährige Gründer und Geschäftsführer der Wohltätigkeitsorganisation "Viva Rio" erhält die von der Albert-Osswald-Stiftung vergebene und mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung am 24. Juli im hessischen Landtag, wie dessen Präsident Norbert Kartmann (CDU) am Montag in Wiesbaden mitteilte.

###mehr-artikel###

Fernandes erhalte den Preis für "seine signifikante, beeindruckende beispielhafte und fortwährende Beteiligung an der Verhinderung und Lösung von Konflikten", sagte Harald Müller von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung als Sprecher des Kuratoriums Hessischer Friedenspreis. Mit seiner Organisation "Viva Rio" betreibt der Brasilianer in dem von sozialen Spannungen geprägten Gastgeberland der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft zahlreiche Projekte in den Bereichen Bildung, Sport, Kunst, Gesundheit und Umweltschutz bis hin zu Sicherheit und Gewaltbekämpfung.

Dazu zählt vor allem die Aktion "Rio Entwaffne Dich", bei der 100.000 Waffen in Privatbesitz freiwillig abgegeben oder vernichtet wurden. Zudem war "Viva Rio" laut Müller maßgeblich an Gesetzesänderungen zur Eindämmung der Gewalt in Brasilien beteiligt. In deren Folge sank die Zahl von Tötungsdelikten in Rio innerhalb von vier Jahren um 28 Prozent. Außerdem engagiert sich die Aktion in der Jugendarbeit mit Sportprojekten, Jobtrainings und Bildungsangeboten. "Viva Rio" vergibt auch Mikrokredite an lokale Kleinunternehmer und installiert Internetzugänge, um die örtliche Wirtschaft anzukurbeln.

In den 60er Jahren wurde Fernandes vom brasilianischen Militärregime verbannt, nachdem er Mitverfasser des kritischen Buchs "Neue Geschichte Brasiliens" war. Er studierte im Exil Philosophie in Warschau und lebte außerdem in Frankreich, der Schweiz und den USA, bevor er Mitte der 70er Jahre nach der Ermordung seines Vaters in sein Heimatland zurückkehrte. 1993 gründete Fernandes die Organisation "Viva Rio" vor allem als Reaktion auf die steigende Zahl von Gewaltverbrechen in Brasilien und besonders in Rio de Janeiro.

Der Hessische Friedenspreis wurde 1993 ins Leben gerufen. Zu den bisherigen Preisträgern gehören der Dalai Lama, der finnische Politiker und Friedensnobelpreisträger Martti Ahtisaari und der Dirigent Daniel Barenboim. Im vergangenen Jahr wurden der muslimische Geistliche Muhammad Ashafa und der christliche Theologe James Wuye aus Nigeria ausgezeichnet.