Rund 12.000 Anträge auf Rente mit 63

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand
Rund 12.000 Anträge auf Rente mit 63
In einer Woche tritt die Rente mit 63 in Kraft. Bereits 12.000 Menschen haben per Antrag bei der Rentenversicherung ihr Interesse signalisiert. Die Bundesregierung hält die Zahl weder für hoch, noch für überraschend Die Wirtschaft dagegen fürchtet den Verlust vieler Fachkräfte.

Rund 12.000 Beschäftigte haben bereits einen Antrag auf die Rente mit 63 gestellt. Das berichtete die "Bild"-Zeitung (Montagsausgabe) unter Berufung auf einen Sprecher der Deutschen Rentenversicherung. Bei der Rentenversicherung Bund seien mehr als 6.000 Anträge eingegangen. Ähnlich viele Anträge seien Expertenschätzungen zufolge an die regionalen Rentenversicherungen geschickt worden. Die Bundesregierung bewertete die Zahlen gelassen.

Die Rente mit 63 tritt zum 1. Juli in Kraft. Sie ermöglicht es Arbeitnehmern, nach 45 Beitragsjahren ohne Abschläge zwei Jahre vor dem regulären Renteneintrittsalter in den Ruhestand zu gehen.

Die Wirtschaft befürchtet Fachkräftemangel

Die Zahl der Anträge stelle lediglich eine Momentaufnahme dar, sagte ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums am Montag in Berlin. Zudem sei die Zahl nicht besonders hoch, ergänzte er. Nach Schätzung der Bundesregierung könnten in diesem Jahr schon rund 200.000 Menschen von der früheren abschlagsfreien Rente profitieren. Die Anträge müssten drei Monate vorher gestellt werden. Somit sei die Zahl auch nicht überraschend, so der Sprecher.

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Die deutsche Wirtschaft äußerte sich beunruhigt. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, sagte der "Bild"-Zeitung: "Viele Beschäftigte prüfen derzeit, ob sie mit 63 abschlagsfrei in Rente gehen können. Ich habe die große Sorge, dass letztlich viele Erwerbstätige früher ausscheiden." Das sei ein herber Schlag für die betroffenen Unternehmen, denen dadurch Fachkräfteengpässe drohten.

Kritik kommt auch von den Grünen

Auch die Grünen äußerten erneut Kritik an der früheren Rente. "12.000 Anträge bedeuten Ausgaben in Höhe von 100 Millionen Euro", sagte der Rentenexperte der Bundestagsfraktion, Markus Kurth. Statt pauschaler Frühverrentungen würden individuelle Wege zur Verlängerung der Beschäftigungsphasen benötigt, sagte er. Die Teilrente in Kombination mit Teilzeitbeschäftigung könne ein solcher Weg sein.

Damit reagierte Kurth indirekt auf die Diskussion um die Flexi-Rente. Diese hatte die Union im Zuge des Rentenkompromisses ausgehandelt. Sie soll ermöglichen, dass Arbeitnehmer auch über das Renteneintrittsalter hinaus beschäftigt werden können. Der DGB schlug vor, die Flexi-Rente auch zu nutzen, um weitere Wege für frühere Verrentungen schon ab 60 Jahren zu schaffen.

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) positionierte sich bislang nicht in dieser Diskussion. Ihr Sprecher sagte am Montag, man wolle die Vorschläge aus der extra dafür ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe zur Flexi-Rente abwarten. Das Gremium tagt erstmals an diesem Donnerstag.