Mit über einem Dutzend Drehbüchern haben Leo P. Ard und die verstorbene Birgit Grosz die Reihe "Ein starkes Team" stärker geprägt als alle anderen Autoren. "Blutsschwestern", eine Wiederholung aus dem Jahr 2011, beweist nicht nur, wie gut die Berliner Ermittler bei dem Autorenpaar aufgehoben waren. Dem Film gelingt außerdem die perfekte Mischung aus Krimi und Komödie: Buch und Regie (Walter Weber) machen sich auf liebevolle Weise über die Protagonisten lustig, ohne sie je zu denunzieren.
Tod einer Mitschülerin
Die Comedy-Ebene reduziert sich ohnehin auf jene komödiantischen Momente, wenn die Mitglieder des Ermittler-Teams ihre Arbeit gewissermaßen für ein Solo unterbrechen. Auf diese Weise kommt auch Reddemann mal wieder zu größeren Ehren. Der Abteilungsleiter, den Arnfried Lerche so unverwechselbar verkörpert, verguckt sich ausgerechnet in eine junge Verdächtige: Erfolgsautorin Jennifer Stude (Henny Reents), die in einer Zeitungskolumne über den Einfluss des Mondes und die richtigen Zeitpunkte etwa für Friseur- oder Zahnarztbesuche schreibt, ist Teil eines weiblichen Quartetts, das sich einst zu Schulzeiten die "Blutsschwestern" nannte.
Die Mädchen waren damals bei einer Klassenfahrt in den Tod einer Mitschülerin verwickelt, haben sich aber gegenseitig Alibis gegeben. Eine der Freundinnen hat jahrelang auf Bali gelebt, ist kürzlich zurückgekehrt und gestorben, als ihr Auto von einem Zug erfasst wurde. Das Team stößt im Zuge der Ermittlungen auf den zehn Jahre zurückliegenden ungeklärten Todesfall und damit auf zwei Verdächtige mit erstklassigen Rachemotiven: den Klassenlehrer, der damals seinen Hut nehmen musste, und den Bruder der Toten. Als sich rausstellt, dass Miriam offenbar noch nach ihrem Tod eine SMS geschrieben hat, geht den Polizisten endlich auf, dass es auch zwischen den Blutsschwestern tödliche Animositäten gibt.
Schon allein die Konstellation der Clique (neben Reents noch Katharina Heyer und Christina Drechlser) ist sehenswert. Die Verteilung der Charaktereigenschaften mag etwas klischeehaft wirken – die Blondine ist beherrscht und berechnend, die Rothaarige selbstsicher und charismatisch, die Brünette fragil und defensiv -, ist aber Basis für die ganz besonderen Beziehungen, die das Trio miteinander verbindet.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Geschickt integriert das von Walter Weber mit dem richtigen Gespür für spannende und entspannende Momente umgesetzte Drehbuch auch die unabdingbare persönliche Ebene, wenn sich Otto (Florian Martens) privat mit einer krimibegeisterten hübschen Zeugin trifft und gleichzeitig eifersüchtig beobachtet, wie der Pathologe (Robert Seethaler) Kollegin Verena (Maja Maranow) anbaggert. Allein die entsprechenden Dialoge sind ein Genuss. Sputnik (Jaecki Schwarz) schließlich, das Maskottchen der Reihe, versucht sich diesmal als Grabredner und kann dem Team dank seiner intensiven Gespräche mit seinen Auftraggebern erhellende Informationen liefern.