Wirtschaftsforscher: Brasilien legt bei Fußball-WM drauf

Wirtschaftsforscher: Brasilien legt bei Fußball-WM drauf
Das Sportspektakel sei für ein Schwellenland "wirtschaftlicher Luxus", sagt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).

Die Fußball-Weltmeisterschaft ist für Brasilien unter dem Strich ein Verlustgeschäft. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einem Beitrag für den Berliner "Tagesspiegel" (Dienstagsausgabe). "Die Durchführung eines relativ teuren Sportspektakels wie der Fußball-WM ist für ein Schwellenland angesichts erheblicher infrastruktureller Rückstände ein volkswirtschaftlicher Luxus", schreiben das DIW-Vorstandsmitglied Gert G. Wagner und der Konjunkturexperte Karl Brenke.

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Trotz gegenteiliger Beteuerungen von Sportfunktionären und Politikern brächten Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften den Gastgeberländern keine positiven wirtschaftlichen Impulse. Im Falle Brasiliens seien die Fehlinvestitionen besonders ärgerlich, weil das Land eine niedrige Investitionsquote habe. Die Fußball-WM wird vom 12. Juni bis 13. Juli im größten Land Südamerikas ausgetragen. Die staatlichen Ausgaben dafür hat die brasilianische Regierung mit umgerechnet zehn Milliarden Euro beziffert.

Angesichts der Unruhen und Proteste in Brasilien plädiert das DIW für eine grundlegende Reform, denn das Finanzierungssystem der sportlichen Mega-Events erweise sich als immer weniger tragfähig. Ohne Reform bestehe die Gefahr, dass "Sportgroßereignisse künftig nur noch in autoritären Staaten durchgeführt werden können". Internationale Sportgroßverbände wie der Weltfußballverband FIFA oder das Internationale Olympische Komitee müssten sich stärker finanziell beteiligen.

"So könnten die Welt-Verbände zum Beispiel Stadien auf eigene Kosten bauen und gegebenenfalls zurückbauen", schreiben die DIW-Experten. "Noch besser wäre es, von vornherein weniger zu bauen." So ließen sich eine Unterauslastung der Infrastruktur und große Investitionsruinen in einzelnen Regionen verhindern.