Käßmann bedauert das leiser werdende Singen in der Kirche

Foto: photocase/Bastografie
"Wo die Lieder verstummen, da verkümmern auch die Seelen."
Käßmann bedauert das leiser werdende Singen in der Kirche
Die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Margot Käßmann bedauert, dass in Deutschland zu wenig gesungen wird. Sie predigte anlässlich des Festivals der Reformation in Zwickau.

"So wunderbar viele Menschen in Chören singen und auch musizieren, Allgemeingut ist Singen nicht mehr", sagte Käßmann am Sonntag in ihrer Predigt zum Abschluss des Festivals der Reformation im sächsischen Zwickau. Auch in der Kirche werde das Singen oft leiser, wenn kein Chor anwesend ist und die Gemeinde klein.

"Wo die Lieder verstummen, da verkümmern auch die Seelen", sagte Käßmann. Der Geist Gottes zeige sich im Singen. "Religion bleibt nicht Wort, sondern wird erlebt, wir spüren Nähe zu Gott, erleben Gemeinschaft", so die Botschafterin. Notwendig sei "ein globaler Gesang zum Lobe Gottes als Ansage an diese unfriedliche, ungerechte und oft so von Leid geplagte Welt".

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Käßmann erinnerte an Martin Luther und seine Lieder. Mit ihm wurde das Singen für die Reformation geradezu zum Ausdruck des Glaubens, sagte sie. "Die Lieder brachten die Botschaft in die Lande, die Reformation war auch eine Art Singebewegung." 36 Lieder seien von Luther überliefert, bei 20 habe er selbst die Melodie geschrieben.

Zwickau war seit Freitag Gastgeber für das 11. "Festival der Reformation". Zur Eröffnung hatte die Katharinenkirche der Stadt offiziell das europäische Kulturerbe-Siegel "Stätte der Reformation" erhalten. Das in seinen Ursprüngen aus dem 13. Jahrhundert stammende Gebäude ist damit einer von 22 Standorten in Deutschland und neben Torgau der einzige in Sachsen, das diese Auszeichnung erhält.

Das Festival auf dem Weg zum 500. Jahrestag der Reformation 2017 findet einmal im Jahr in Orten statt, die einen Bezug zu Martin Luther (1483-1546) oder zur Reformation haben. 2015 ist das sächsische Grimma Gastgeber.

Zwickau war nach Wittenberg die zweite Stadt, in der sich die Reformation vollständig durchsetzte. Luther pflegte gerade in den Anfangsjahren eine enge Bindung zum aufgeklärten Zwickauer Rat, der begeistert die Ideen der Wittenberger Reformatoren umsetzte.  Das engagierte Wirken der Zwickauer Bürgerschaft veranlasste Luther, seine Schrift "Von der Freiheit eines Christenmenschen" ("Von der Freyheyt eynisz Christen menschen") dem Bürgermeister Hermann Mühlpfort zu widmen.