"Es gibt eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit", sagte der Münsteraner Professor für Ostkirchenkunde, Thomas Bremer, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Am Samstag beginnt der orthodoxe Patriarch Bartholomäus I. einen neuntägigen Deutschland-Besuch. Er trifft sich auch mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider.
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Die Gespräche beider Seiten hätten eine "alte und würdige Tradition", betonte Bremer. Belastungen habe es in der Vergangenheit durch die Einführung der Frauenordination in der evangelischen Kirche gegeben. Vor allem für die russisch-orthodoxe Kirche seien Fragen wie die Ordination von Frauen sowie Homosexualität "mit allem, was damit zusammenhängt", von größter Bedeutung, ergänzte der Wissenschaftler. Aber auch in den Beziehungen zwischen EKD und Moskau gebe es wieder "langsame Fortschritte". Vor einigen Jahren habe der Dialog ganz abzubrechen gedroht.
Beim Besuch von Patriarch Bartholomäus dürfte nach Bremers Einschätzung auch die Situation der Christen in der Türkei eine wichtige Rolle spielen. Die rund 3.000 Gläubigen im Land sind vielen Benachteiligungen ausgesetzt. Eine zentrale Frage sei die Wiedereröffnung der griechisch-orthodoxen Hochschule auf der Insel Chalki, sagte der katholische Theologe. Der Patriarch bemühe sich um "gute und korrekte Beziehungen" zur türkischen Regierung. Bartholomäus wird in Berlin auch mit Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sprechen.
Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie werde bei seinem Besuch in die Bundesrepublik auch ökologische Impulse setzen, erwartet der katholische Theologieprofessor. Bartholomäus I. gilt wegen seines Einsatzes für die Bewahrung der Schöpfung als "grüner Patriarch". "Ich hoffe, dass sein Engagement in Deutschland auf offene Ohren stößt", sagte der Münsteraner Forscher. Innerorthodox sieht er Bartholomäus nicht in einer Position der Schwäche. Es gebe eine "schwierige Balance", doch niemand bestreite ernsthaft seinen Ehrenprimat.
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Weltweit gehören rund 300 Millionen Christen zu den 14 orthodoxen Kirchen. Traditionell gibt es eine Konkurrenz zwischen den Patriarchen von Konstantinopel und von Moskau. Im Jahr 2016 wird es in Istanbul, dem Sitz des Ökumenischen Patriarchen, erstmals seit mehr als einem Jahrtausend ein panorthodoxes Konzil geben. Jüngst wurde für die dortigen Abstimmungen das Konsensprinzip vereinbart. Das bedeutet, dass Beschlüsse nur einstimmig erfolgen können. "Die Russen hatten zuvor Angst, überstimmt und in ihren Anliegen nicht ernstgenommen zu werden", sagte Bremer.