Wenn ich dir begegnet wäre...
Fingierte Treffen der beiden Theologen Dietrich Bonhoeffer und Jochen Klepper.
In Wirklichkeit sind sich die beiden Theologen wohl nie begegnet. Ein geplantes Treffen kam durch den Selbstmord Kleppers nicht zu Stande. Aber die beiden Protagonisten kannten die kritische Einstellung zum Nationalsozialismus des Anderen. Der sensible und durch die zunehmenden Schwierigkeiten im Alltag – seine Frau war getaufte Jüdin – schwer betroffene Klepper glaubte aus seiner preußischen Tradition heraus an die Rechtmäßigkeit der Obrigkeit. Bonhoeffer hingegen setzte sich früh und konsequent gegen die von den Nationalsozialisten propagierten und geförderten Deutschen Christen ab.
Er versuchte über viele Jahre engagiert in der Bekennenden Kirche die Freiheit und Unabhängigkeit von staatlichem Einfluss zu bewahren. Seine Aktivitäten hatten zur Folge, dass ihm zunächst die Lehrerlaubnis entzogen wurde, dann jegliches öffentliche Auftreten. Schließlich wurde er verhaftet und auf persönliche Anweisung Hitlers nur wenige Tage vor Kriegsende gehängt. Bis heute bleiben beide Theologen durch ihre Texte und Lieder wichtige Zeitzeugen des 20. Jahrhunderts. Halgard Kuhn
Wenn ich dir begegnet wäre... Dietrich Bonhoeffer und Jochen Klepper im Gespräch. Wolfgang Böllmann. Leipzig: Ev. Verl.-Anst. 2024. 155 S. ; 19 cm., ISBN 978-3-374-07618-5, kt.: 18,00 €
Wie Lichter in der Nacht
In 19 Kapiteln werden Menschen und Projekte vorgestellt, die die Welt verändern und Mitstreitende gebrauchen können.
Der bekannte Pazifist und Rüstungsgegner hat ein Ziel und hat es bei mir erreicht - meine Empfehlung an Freunde übertraf alles Bisherige. Grässlin lässt seine (inter-)nationalen Gesprächspartner:innen als orientierende Lichter in eine Welt der Angst, Unsicherheit und Dunkelheit sachorientiert und gut lesbar hineinsprechen, um andere zu entflammen und dieses Licht weiterzutragen. Das Bemühen um Frieden, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit hat festen Boden unter den Füßen im Angesicht mächtiger Gegner. Jede Tat zählt, auch aus dem kleinsten Samen kann Großes erwachsen.
Diese biblische Wahrheit wird in vielen Facetten dargeboten - und macht Mut; Mut zur Vernetzung angesichts der weiterführenden Links, die es so leicht machen, sich selbst zu informieren und mitzutun. Vorwort, Nachwort, der Gastbeitrag sowie MUTMACH-IMPULSE entsprechen dem lichtvollen Cover. Der Wegweiser zu einer besseren Welt (S. 373) sei empfohlen. Dieses "MUTMACHBUCH" sollte in keiner Bibliothek fehlen. Für alle, die inspiriert werden und mithelfen möchten, die Welt zu einem besseren Ort für alle zu machen. Frauke Thees
Wie Lichter in der Nacht. Menschen, die die Welt verändern. Ein Mutmachbuch. Jürgen Grässlin. München: Heyne 2024. 382 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-453-21891-8, geb.: 20,00 €
Gott ist nah
Bibeltexte in leichter Sprache vom Kirchentag - Ein Arbeitsbuch.
"Entdecken Sie Texte aus der Bibel neu." Kurze Sätze, einfache Wörter, jeder Satz nur eine Aussage. Da fehlt mir doch diese Wendung. Ich vermisse die Bannbreite mancher Erzählung, die auch unterschiedliche Interpretationen zulassen. Jedoch ein kleines Wort löst die Verwunderung und auch das anfängliche Fremdheitsgefühl auf - "Inklusion"! "Ich will auch dort die Gute Nachricht verkünden, ...": beschreibt Jesus seine Mission im Markusevangelium. Aber kann sie auch jeder verstehen? Die Gründe, warum Menschen Probleme haben, einen Text zu verstehen, sind sehr vielfältig, aber eines steht im Vordergrund, dass sie eine solche Unterstützung benötigen. Darum erhalten sie sie mit einer solchen Bibel in leichter Sprache.
"Und ich, dem es vielleicht nicht so schwer fällt, wo bleibe ich?" "Bleib ruhig! - Du könntest doch Deine kleine Taschenbibel einstecken. Dann sitzt ihr vielleicht nebeneinander und könnt beide z. B. der Bibelarbeit beim Kirchentag folgen und sogar darüber ins Gespräch kommen." Unbedingt empfehlenswert! Wolf-Peter Koech
Bibeltexte in Leichter Sprache vom Kirchentag: Gott ist nah. Hg. von Michael Hofmann. Mit Beiträgen von Peter Köster, Christian Möring, Ulrike Nachtwey . Bielefeld: Luther-Verl. 2024. 231 S. : Ill. ; 24 cm. ISBN 978-3-7858-0906-8, geb.: 20,00 €
Weiter nach Osten
Der Zwangsrekrut Aljoscha und die Französin Helene begegnen sich in der transsibirischen Eisenbahn.
Schon vor 12 Jahren erschien dieser kleine Roman der in Frankreich bekannten Autorin. Heute meint man in ihm das Schicksal der für den Krieg in der Ukraine rekrutierten Soldaten wiederzuerkennen. Aljoscha hatte keine Mittel sich über Bestechung der Zwangsrekrutierung zu entziehen und malt sich - eingeschlossen in eine Kompanie trinkender und scherzender Rekruten - bereits die Quälereien aus, die die Neuen am Zielort über sich ergehen lassen müssen. Jeder Halt auf der langen Strecke könnte eine Gelegenheit zur Flucht sein. Einmal versucht er es sogar, merkt aber gleich, dass er allein keine Chance hat.
Bei einer Zigarette auf dem Gang lernt er Helene kennen, sprachlos, denn sie haben keine gemeinsame Sprache. Intuitiv erfasst Helene seine Lage und seinen Wunsch, abzutauchen. Sie ist selbst auf einer Art Flucht vor einer unglücklichen Liebesbeziehung mit einem Russen. Wie die Autorin die Menschen, die Stimmung, die Gerüche, die Angst und die situative Nähe auf dieser Fahrt nach Wladiwostok erzählt ist bewundernswert. Ohne zu reflektieren, was das bedeuten kann, wird Helene zur Komplizin. Ein Kleinod der Literatur, emotional, spannend, mitfühlend. Überall, wo Gegenwartsliteratur gefragt ist, empfohlen. Gabriele Kassenbrock
Weiter nach Osten. Roman. Maylis de Kerangal. Dt. von Andrea Spingler. Berlin: Suhrkamp 2024. 90 S. ; 21 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-518-43212-9, geb., 20,00 €
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