Der Wohlfahrtsverband legte am Donnerstag in Berlin eigene Modellrechnungen vor, die in seinen Augen eine nicht mehr hinnehmbare Unterfinanzierung belegen. Laut Geschäftsführer Werner Hesse sind demnach seit 1998 die Kosten für die ambulante Pflege im Schnitt um 70 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeitraum hätten die Pflegekassen die Vergütung aber nur um 15 Prozent angehoben. Die Mehrkosten summierten sich auf eine Milliarde Euro.
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Dass das System nicht kollabiert sei, sei den Menschen zu verdanken, die sich bei der Pflege engagieren, sagte Hesse. Allerdings seien Arbeitsverdichtung und schlechter werdende Arbeitsbedingungen die Folge. "Die Rahmenbedingungen in der ambulanten Pflege sind an der Grenze des Zumutbaren", sagte Hesse.
Unterm Strich steht nach der Modellrechnung des Paritätischen ein Finanzdefizit von 48 Prozent. Hesse sprach sich dafür aus, sich von dem von der Bundesregierung geplanten Vorsorgefonds für die Pflege zu verabschieden. Die große Koalition will den Pflegebeitrag bis 2017 in zwei Schritten um 0,5 Prozent anheben. Gut eine Milliarde von den Mehreinnahmen will Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) jedes Jahr in einem Fonds anlegen, um es ab 2030 für Pflegebedürftige aus den geburtsstarken Jahrgängen ausgeben zu können.
Hesse sprach sich dagegen dafür aus, das Geld sofort ab der ersten Beitragsanhebung in die ambulante Pflege zu stecken. Die Vergütungen in dem Bereich könnten mit diesem Geld nach seinen Angaben um 30 Prozent erhöht werden.