Bei Kundgebungen unter anderem in München, Mainz, Bremen und Berlin gingen Veranstaltern zufolge mehr als tausend Frauen auf die Straße. Viele Mütter mit Kindern unterstützten die Aktionen. Die Hebammen sehen durch die hohen Versicherungsbeiträge ihre berufliche Existenz gefährdet.
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Vor rund 500 Demonstrantinnen auf dem Mainzer Gutenberg-Platz forderte die Vorsitzende des rheinland-pfälzischen Hebammenverbandes, Gabi Bauer, eine finanzielle Entlastung ihrer freiberuflichen Kolleginnen. In den vergangenen Jahren habe ein Viertel der Hebammen den Beruf aufgeben müssen, sagte sie. Proteste gegen die hohen Versicherungskosten gab es zum Welt-Hebammen-Tag auch in Marburg, Dresden und Kassel.
In München gab es ebenfalls lautstarke Proteste. Mehrere hundert Hebammen zogen mit Trillerpfeifen und Plakaten durch die Stadt, einige trugen Banderolen mit Aufschriften wie "Wer hat Ihnen eigentlich auf die Welt geholfen?". "Wir Eltern befürchten, dass die flächendeckende Versorgung durch Hebammen gefährdet ist", sagte Laura Dingel von der am Protest beteiligten Elterninitiative "Hebammen.de". Die Hebammen kümmerten sich nicht nur vor und während der Geburt um Kind und Eltern, sondern auch danach.
Berufshaftpflicht bald bei über 6000 Euro
"Wir haben die Verantwortung bei den Geburten, arbeiten fast jedes Wochenende, können in Millionenhöhe verklagt werden und verdienen 8.50 Euro pro Stunde. Da läuft doch etwas falsch", sagte die Vorsitzende des Hebammenlandesverbandes Bremen, Heike Schiffling, dem Evangelischen Pressedienst (epd). In der Hansestadt gingen nach Veranstalterangaben über 200 Hebammen für ihre Anliegen auf die Straße.
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Zudem müssten die Krankenkassen die Leistungen deutlich besser vergüten, so dass Hebammen 20 bis 30 Prozent mehr verdienten als derzeit, sagte Schiffling. Dazu bräuchte es ein klares Signal der Politik.
Nach Angaben des Berufsverbandes haben sich die Beiträge zur Berufshaftpflicht für freiberufliche Hebammen in den vergangenen zehn Jahren mehr als verzehnfacht. Die jährlichen Kosten drohten im kommenden Jahr erneut um 20 Prozent auf dann über 6.000 Euro zu steigen. Viele Hebammen sehen sich dadurch in ihrer Existenz gefährdet.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hatte in der vergangenen Woche angekündigt, die Krankenkassen in Zukunft mittels eines sogenannten Sicherstellungszuschlages stärker an der Absicherung der Hebammen zu beteiligen. Außerdem sollten die Kassen auf Regresszahlungen verzichten. Mit den bisherigen Versprechen könnten sich ihre Kolleginnen jedoch nicht zufrieden geben, monierte Verbandschefin Bauer.
Verband fordert staatliche Hilfe
"Die berufliche Existenz von Hebammen, vor allem wenn sie eine Geburtsbegleitung anbieten, ist nach wie vor bedroht", beklagten die Grünen in Berlin. Damit sei auch die gesetzlich garantierte Wahlfreiheit über die Art der Geburt und die Wahl des Geburtsortes für werdende Eltern in Gefahr, rügten Bundesvorsitzende Simone Peter und Gesine Agena, die frauenpolitische Sprecherin. Sie forderten "Politik, Krankenkassen und Versicherungen auf, endlich zu handeln". Es gehe um das Überleben des Berufsstandes der Hebammen, der enorm wichtige Arbeit für junge Familien leistet.
Aus der Sicht des Hebammenverbandes bieten Gröhes Vorschläge keine langfristige Lösung. Der Verband forderte einen steuerfinanzierten staatlichen Haftungsfonds für Geburtsschäden.
Bei der Mainzer Demonstration solidarisierten sich Politiker von CDU, SPD und Grünen mit dem Berufsstand. Der rheinland-pfälzische Sozialminister Alexander Schweitzer (SPD) versprach, auf Bundesebene für eine angemessene Vergütung der Hebammen zu kämpfen. Ihm sei die flächendeckende Versorgung mit Geburtshilfe wichtig.