Strässer warnte vor einer Ausweitung des Konflikts zu einem Völkermord. "Wir haben ethnisch begründete Übergriffe, wir haben Hassreden in Radiosendern. Es deutet einiges darauf hin, dass sich eine solche Situation wie in Ruanda auch im Südsudan entwickeln könnte, sagte der Menschenrechtsbeauftragte der "Süddeutschen Zeitung".
Die Widersacher, Präsident Salva Kiir und Rebellenchef Riek Machar, gehören unterschiedlichen Ethnien an. Kiir ist Dinka, Machar ein Nuer. Um ihre Kontrolle über die Erdöleinnahmen sowie Macht und Einfluss zu mehren, wiegeln sie jeweils ihr Volk gegen das andere auf.
"Die UN-Friedenstruppe ist zu schwach"
Unterdessen drohte der UN-Sicherheitsrat den Konfliktparteien mit Sanktionen. Regierungstruppen und Rebellen müssten die brutalen Angriffe auf Zivilisten sofort beenden und die Kämpfe einstellen, forderte der Rat in einer Erklärung am Donnerstag (Ortszeit) in New York. Massaker wie in der nördlichen Stadt Bentiu dürften sich nicht wiederholen. Das UN-Gremium beauftrage das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte mit einer Untersuchung der Taten. Hochkommissarin Pillay wird Anfang der Woche in den Südsudan reisen, um sich über die Lage vor Ort zu informieren.
###mehr-artikel###
Bei den Massakern Mitte April wurden Hunderte Menschen getötet. Sie wurden in einer Moschee, einer Kirche und einem Krankenhaus angegriffen. Allein in der Moschee sollen etwa 200 Flüchtende ums Leben gekommen sein. Die UN-Mission im Südsudan (UNMISS) hatte Rebellenchef Machar für die Morde verantwortlich gemacht. Der beschuldigte jedoch die Truppen von Präsident Kiir.
Nach Einschätzung Strässers ist die UN-Friedensstruppe zu schwach, um die Menschen zu schützen. Sie brauche mehr Personal und ein robustes Mandat. Auch Deutschland schöpfe sein Mandat nicht aus. Die vom Bundestag beschlossene Obergrenze liege bei 50 Soldaten, derzeit seien jedoch nur 15 im Südsudan. "Zumindest das sollte man diskutieren, in der Bundesregierung, im Bundestag, ob es möglich ist, ganz schnell aufzustocken."
Lanzer betonte, die UN versuchten, ihre Truppen aufzustocken. "Wir wissen natürlich nicht, ob und wann weitere Uniformierte eintreffen." Die UN-Mitgliedsländer stellen die Soldaten für Blauhelmeinsätze. Der UN-Sicherheitsrat beschloss im Dezember eine Aufstockung der UNMISS auf 12.500 Soldaten und 1.300 Polizisten. Derzeit sind Lanzer zufolge etwa 8.700 Uniformierte im Einsatz. Auch der Lutherische Weltbund forderte eine stärkere UN-Präsenz.
Die jüngsten Konflikte in dem erst seit Juli 2011 unabhängigen Südsudan begannen Mitte Dezember. Tausende Menschen wurden getötet, mehr als eine Million Menschen flohen aus ihren Häusern. Viele von ihnen suchen Zuflucht auf den Grundstücken der Vereinten Nationen, die für einen solchen Andrang nicht ausgelegt und völlig überfüllt sind.