Sport sei schon jetzt weltweit als Religion anerkannt, sagt der an der Hebräischen Universität in Jerusalem lehrende Historiker am Sonntag im "Sportgespräch" des Deutschlandfunks. Für klassische Religionen sei die "Weltreligion" Fußball eine Herausforderung. Zum Vorteil des Fußball gehöre es, dass er neben anderen Religionen existieren könne. "Monotheistische Religionen haben abgewirtschaftet", sagt der HSV-Fan Zimmermann.
###mehr-artikel###
Auf zahlreiche Analogien zwischen Fußball und Religion verweist Direktor Hermann Queckenstedt vom Diözesanmuseum Osnabrück. Gemeinschaftserlebnisse, Gesänge, Symbole und auch Mythen fänden sich sowohl in Kirchen als auch in Stadien. In beiden Bereichen könne dies für den Menschen sehr prägend sein. Mancher Fan stelle sich gar die Frage, ob er sich auf dem HSV-Friedhof oder auf Schalke bestatten lasse. "Manche Fans leben und verstehen Fußball als Religion. Das sollte man als Kirche ernst nehmen", sagte Queckenstedt.
"Fußballvereine können Leistungen von Religionsgemeinschaften und Kirchen übernehmen und haben es auch schon", argumentierte der Sport- und Kulturhistoriker Markwart Herzog. Religionen schafften Ordnungen in Raum und Zeit, genau wie der organisierte Fußball: Das Stadion des Lieblingsvereins sei für Fans "eine Art Mekka wie für einen Gläubigen die Gemeinde vor Ort", sagte Herzog. Dennoch seien Pfarrer und Kirchen weiterhin gefordert. Bei Unglücken und Todesfällen auch im Bereich des Fußballs hätten Fans zwar Rituale, mit denen sie ihrer Trauer Ausdruck verleihen. Aber es brauche Pfarrer und Kirchen, um Trauer zu bewältigen und Fragen zum Thema Tod zu beantworten. Darauf habe die Sportreligion keine Antworten.
Das "Sportgespräch" wurde anlässlich einer internationalen Fußball-Konferenz zum "Fußball - vom profanen Freizeitvergnügen zur religiösen Sinnstiftung im 21. Jahrhundert" geführt. Ende März diskutierten Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachbereichen in der Schwabenakademie in Irsee über die Frage, inwieweit Fußball ein Religionsersatz sei.