Der Sozialverband VdK und die Deutsche Alzheimer Gesellschaft haben eine bundesweite Kampagne für eine Pflegereform gestartet. "Eine große Reform der gesetzlichen Pflegeversicherung ist längst überfällig", sagte VdK-Präsidentin Ulrike Mascher am Dienstag in Berlin. Noch in diesem Jahr müsse der Bundestag ein entsprechendes Gesetz beschließen. Nach Berechnungen der Verbände sei eine große Reform mit einer Beitragssatzerhöhung von 0,5 Prozent finanzierbar.
"Die letzten Jahre wurden in Sachen Pflege beinahe nutzlos vertan", kritisierte Mascher. Statt Verbesserungen habe es für Menschen mit Demenz "nur ein paar Pflaster" gegeben. Am "grundsätzlichen Dilemma" habe das nichts geändert. Mascher zufolge ist die "zukunftsfähige Pflege" eines der wichtigsten Themen der kommenden Jahre.
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Die Präsidentin des Sozialverbands wies auf die enormen Herausforderungen sowohl für die Kranken als auch für die Angehörigen hin. "Es darf nicht sein, dass immer mehr Menschen in der Sozialhilfe landen, weil sie zu Hause jemanden pflegen", sagte Mascher. "Wir sind ein reiches Land, das ist eine unwürdige Situation."
Im Mittelpunkt einer Reform müsse ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff stehen. "Ein ganzheitlicher Pflegebedürftigkeitsbegriff würde vielen alten Menschen entgegenkommen, die zwar Hilfebedarf haben, aber bisher nicht den Kriterien der Pflegeversicherung entsprechen", erklärte Mascher. Dies sei keine rein bürokratische Forderung, sondern könnte ganz entscheidend den Alltag der Betroffenen verbessern. So könnten durch frühe Hilfen und Wohnraumanpassungen mehr Menschen in ihrem gewohnten Umfeld bleiben.
Für die Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, Heike von Lützau-Hohlbein, ist es "unverständlich", warum die Vorschläge für einen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff bisher nicht umgesetzt wurden. Die Belastungen derer, die den Spagat zwischen eigenem Leben und der Pflege von Angehörigen schaffen müssen, würden immer höher, sagte von Lützau-Hohlbein. Seit 2009 lägen die Vorschläge auf dem Tisch. Doch die Politik habe sich bisher kaum bewegt. Notwendig seien sofort wirksame Reformen.
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Von Lützau-Hohlbein forderte für die 1,4 Millionen Demenzkranken eine zeitintensive Betreuung, Begleitung und Beaufsichtigung. Die Angehörigen bräuchten mehr Unterstützung. Die Präsidentin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft wies darauf hin, dass die Zahl der Demenzkranken zunehmen werde. Bei der Pflege müsse endlich Ernst gemacht werden.
Der Sozialverband VdK hat beim Bundestag eine Petition für eine schnelle und umfassende Pflegereform eingereicht. Gehen bis zum 21. April 50.000 Unterschriften ein, muss sich der Petitionsausschuss mit den Forderungen der Pflege beschäftigen.