"Dies ist ein Land geworden, in dem Menschen nicht nur getötet, sondern gefoltert, verstümmelt, verbrannt und zerstückelt werden", sagte Pillay am Donnerstag in der Hauptstadt Bangui. Angreifer seien sowohl spontan sich zusammenfindende Menschenmassen als auch organisierte bewaffnete Gruppen, erläuterte sie nach einem zweitätigen Aufenthalt in dem Land.
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Mindestens 15.000 Muslime sitzen Pillay zufolge in Bangui und anderen Gegenden fest. Trotz der Bewachung durch internationale Soldaten befänden sie sich in einer sehr gefährlichen und unhaltbaren Lage. Mehrere Viertel der Hauptstadt, in denen sich Muslime verschanzten, seien wegen der Gewalt nicht zugänglich. In den Vertriebenen-Camps seien Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe weit verbreitet.
Selbst führende Vertreter der Übergangsregierung hätten ihr gegenüber erklärt, dass es faktisch keinen Staat mehr gebe, sagte Pillay. "Keine zusammenhängende Armee, keine Polizei, keine Justiz, und kaum funktionierende Gefängnisse." Die Justizministerin könne mangels eines Computers noch nicht einmal die Daten von Verhaftungen, Verurteilungen und anderen juristischen Akten erfassen. Staatsanwälte würden bedroht, mindestens ein Richter sei bereits ermordet worden. In vielen Gegenden gebe es keine Gesundheitsversorgung mehr.
"Anti-Balaka" sucht Opfer auch unter Christen
Pillay kritisierte das fehlende Engagement der internationalen Gemeinschaft. Sie rief die UN-Mitglieder erneut auf, die Entsendung einer 10.000 köpfigen Blauhelmtruppe und 2.000 Polizisten zu ermöglichen. Die Lage in dem Land eskaliert seit einem Putsch der überwiegend muslimischen Rebellenkoalition "Séléka" ("Allianz") vor einem Jahr. Seitdem verüben muslimische und christliche Milizionäre Übergriffe gegen die Bevölkerung. Die inzwischen gewählte Übergangspräsidentin Catherine Samba-Panza und rund 8.000 internationale Soldaten sind nicht in der Lage, die Menschen zu schützen.
Die zahlenmäßig überlegene pro-christliche Miliz "Anti-Balaka" ("Gegen die Macheten") verwandele sich zunehmend in eine kriminelle Gang, berichtete Pillay. Die Bewaffneten suchten ihre Opfer immer öfter auch unter den Christen. Nach UN-Schätzungen wurden bereits Tausende von Menschen getötet. Etwa die Hälfte der 4,6 Millionen Zentralafrikaner sei auf Hilfe angewiesen. Am Mittwoch warnte der Leiter des Welternährungsprogramms Ertharin Cousin vor einer drohenden Nahrungsmittelkrise in dem Land.