Expertin: Hoeneß zeigt Symptome von Spielsucht

Expertin: Hoeneß zeigt Symptome von Spielsucht
Die Osnabrücker Spielsuchtexpertin Melanie Schubert hält die Behauptungen von Uli Hoeneß, er habe sich an der Börse "verzockt" und den Überblick über seine Gewinne und Verlust verloren, für glaubwürdig. "Hoeneß hat eindeutig Symptome spielsüchtiger Börsenspekulanten", sagte die Suchttherapeutin des Diakonischen Werks in Osnabrück dem Evangelischen Pressedienst (epd).
13.03.2014
epd
Martina Schwager

Der Präsident des FC Bayern, der wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vor Gericht steht, hatte dort am Montag erläutert, dass er über Jahre mit Millionen Euro spekuliert habe, um sich immer wieder einen "Kick" zu holen. Zum Schluss habe er den Überblick verloren, letztlich sei alles ein großes Durcheinander gewesen.

In einen Sog geraten

Spielsüchtige Börsenspekulanten seien in der Regel Männer, die in ihrem Beruf erfolgreich seien, gut verdienten und ihr Geld zunächst nur an der Börse gewinnbringend anlegen wollten, erläuterte Schubert. Doch dann gerieten sie in eine Art Sog. Einmal gewonnenes Geld setzten sie immer wieder ein, oft auch, um an anderer Stelle Verluste auszugleichen. "Einige wissen nicht einmal, bei welchen Banken sie ihre zahlreichen Konten haben, geschweige denn, dass sie sagen könnten, über wie viel Geld sie verfügten."

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Das sind der Expertin zufolge dieselben Anzeichen wie bei anderen Glücksspielsüchten, wie etwa im Spielkasino, beim Online-Pokern, Wetten oder am Automaten. Der Anteil der spielsüchtigen Börsenspekulanten sei sehr gering. Zu 80 Prozent seien Spielsüchtige Automatenspieler. Ihnen allen sei jedoch eins gemeinsam: "Sie können nicht mehr aufhören." Es gehe nicht mehr um Gewinne und Verluste, sondern nur noch um das Gefühl, "zocken zu können".

Das Fatale bei den Börsenspekulanten sei, dass ihre Spielsucht lange nicht auffalle, sagte Schubert. "Sie üben ihren Beruf aus, sind angesehen und erfolgreich, funktionieren in der Familie und haben in der Regel eben viel Geld zum Spekulieren zur Verfügung." Und wenn es finanziell eng werde, fänden sie noch immer Mittel und Wege, sich Geld zu leihen. "Das ist ein Krankheitsbild, das einen hohen wirtschaftlichen Schaden anrichtet und eine ganz spezielle Dynamik entwickelt."

"Sie drücken immer die Risikotaste"

Irgendwann manövrierten sich alle Spielsüchtigen in eine Scheinwelt aus Lügen und Vorspiegelungen falscher Tatsachen, sagte die Therapeutin: "Spieler gehen immer weiter, bis an die Grenze, reizen immer alles aus, drücken immer die Risikotaste." Die positive Nachricht sei jedoch: "Spielsucht ist gut behandelbar", betonte Schubert. Fachkliniken für pathologische Glücksspieler wie auch ambulante Therapieangebote gebe es in ganz Deutschland.