Rund 4,7 Milliarden Euro haben die Deutschen im vergangenen Jahr gespendet. Mit einem Plus von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist das ein neuer Rekord. Die erhöhte Spendenbereitschaft wurde vor allem durch die Juniflut in Deutschland und den Taifun "Haiyan" im November auf den Philippinen ausgelöst. Dabei flossen fast vier von fünf gespendeten Euros (79 Prozent) in die humanitäre Hilfe, insbesondere die Katastrophenhilfe. Das geht aus der am Mittwoch in Berlin vom Deutschen Spendenrat vorgestellten "Bilanz des Helfens" hervor.
"Bilanz des Helfens" vorgestellt
Auch die Zahl der Spender stieg im vergangenen Jahr um 3,5 Prozent auf 23,3 Millionen Personen. Die Studie basiert auf regelmäßigen Befragungen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) unter 10.000 Deutschen im Alter ab zehn Jahren. Nicht enthalten sind in der Erhebung Erbschaften, Unternehmensspenden, die Förderung politischer Parteien und Großspenden von mehr als 2.500 Euro, wie Gertrud Bohrer von GfK betonte.
###mehr-artikel###Die Mehreinnahmen für die Katastrophenhilfe gehen zu etwa 60 Prozent auf neue Spender oder Mehrausgaben bestehender Spender zurück. Zu leiden hatten darunter vor allem die Kinder- und Jugendhilfe, der Natur- und Tierschutz und "religiöse Zwecke", auf die weniger Zuwendungen entfielen.
Größter Verlierer des vergangenen Jahres bei der Spendenwerbung sind die katholische Kirche und ihre Organisationen. Die Studie verzeichnet einen Rückgang um 2,6 Prozentpunkte oder rund 40 Millionen Euro, wie Bohrer betonte. Als Gründe nannte sie die Diskussion über Missbrauchsskandale in katholischen Einrichtungen, die Verweigerung der Pille danach für ein Vergewaltigungsopfer in einer katholischen Klinik und die Verschwendungsvorwürfe gegen den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst.
Evangelische Kirche hält Niveau
Dagegen konnten "evangelische Organisationen" wie die Diakonie Katastrophenhilfe und World Vision ihr Spendenniveau gegenüber dem Vorjahr halten (plus 0,3 Prozentpunkte). Die 30 umsatzstärksten, nicht konfessionell gebundenen Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen und Aktion Deutschland Hilft erzielten im vergangenen Jahr knapp ein Viertel der Gesamteinnahmen (24,1 Prozent, minus 0,2 Prozentpunkte). Weiter gewachsen ist wie bereits in den Vorjahren der Spendenanteil kleiner und lokaler Organisationen gegenüber 2012 um 2,5 Prozentpunkte auf 46,4 Prozent.
Die Spenden für die Katastrophen seien vor allem durch die Medien angestoßen worden, betonte Bohrer. Sowohl bei der Flut in Deutschland als auch bei der Katastrophe auf den Philippinen waren die Medien das wichtigste Mittel, um Spenden zu gewinnen.
Fachleute: Markt noch nicht ausgeschöpft
Auch wenn das Spendenergebnis 2013 sogar die Spendensumme aus dem Jahr 2005 übersteigt, als die Deutschen nach dem Tsunami in Südostasien knapp 4,6 Milliarden Euro spendeten, ist der Spendenmarkt noch nicht ausgeschöpft. Das Problem sei, dass die Anzahl der Spender nicht wirklich zunimmt, meinte Bohrer. Aktuell liegt der Anteil der Spender an der Gesamtbevölkerung bei 34,3 Prozent (plus 1,1 Prozentpunkte gegenüber 2012). Im Vergleich dazu: 2005 spendete laut Statistik jeder zweite Deutsche (50,9 Prozent).
Gestiegen ist dagegen 2013 die durchschnittliche Spendenhöhe. Sie erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um vier Euro auf 33 Euro. Die Spendenhäufigkeit nahm jedoch leicht ab von durchschnittlich 6,5 Spenden auf 6,2 Spenden pro Jahr. Auffallend ist, dass laut Studie die sogenannten Zeitspenden bei jüngeren Menschen zunehmen. "Gerade jüngere Menschen ziehen das eigene Engagement einer Geldspende vor", sagte Spendenrats-Geschäftsführerin Daniela Felser. Bei den unter 40-Jährigen stieg das ehrenamtliche Engagement im vergangenen Jahr um drei Prozentpunkte auf 37 Prozent.
Zentralinstitut kommt zu höheren Zahlen
Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) legte ebenfalls Zahlen vor: Danach spendeten die privaten Haushalte 2013 nach einer Hochrechnung sogar rund 6,3 Milliarden Euro für gemeinnützige Zwecke. Dies sei ein Zuwachs um knapp zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Berechnungen stützen sich den Angaben zufolge auf den unternehmenseigenen Spendenindex, der die Einnahmenentwicklung der 30 nach Geldspenden größten Organisationen mit DZI-Spendensiegel wiedergibt. Dies erlaube einen Rückschluss auf die Spendeneinnahmen aller 245 Hilfswerke, die Ende 2013 das DZI-Spendensiegel trugen, erklärte das private Institut.
Zudem befragte das DZI Organisationen und Gebietskörperschaften nach eingegangenen Spenden im Zusammenhang mit dem Juni-Hochwasser und dem Taifun "Haiyan". Bei der Philippinen-Hilfe gaben demnach 43 Hilfswerke Auskunft (94 Prozent), bei der Hochwasserhilfe legten nur 59 (53 Prozent) der 111 Spendenempfänger ihre Einnahmen offen. Während das DZI auf dieser Datengrundlage von etwa 158 Millionen Euro für die Hochwasser-Opfer in Deutschland ausgeht, vermeldete der Deutsche Spendenrat auf Basis der Spender-Befragung einen Betrag von 265 Millionen Euro.
Für die Taifunopfer auf den Philippinen ergab die DZI-Hochrechnung 144 Millionen Euro. Der Deutsche Spendenrat geht von weit mehr Spenden aus. So spendeten die Deutschen demnach allein im November und Dezember vergangenen Jahres 251 Millionen Euro mehr als im Vergleichszeitraum 2012, insgesamt 365 Millionen Euro.