Rund 500 Merseburger protestieren gegen Rassismus

Rund 500 Merseburger protestieren gegen Rassismus
Hunderte Merseburger demonstrieren gegen die Serie rassistischer Übergriffe in der Stadt. Doch ihr Appell scheint vergeblich. Bereits am Abend nach der Kundgebung wird wieder ein Afrikaner fremdenfeindlich beleidigt.

Nach mehreren Übergriffen auf Afrikaner in Merseburg haben am Samstag nach Polizeiangaben mehr als 500 Menschen in der Stadt gegen Rassismus protestiert. Die Demonstration begann am Bahnhof der sachsen-anhaltischen Stadt. Dort und in der Nähe waren binnen zehn Tagen mehrfach Afrikaner angegriffen, beleidigt oder bedrängt worden. Demonstrationen gegen Rechtsextremismus fanden am Wochenende auch in München, Berlin und im thüringischen Gotha statt.

In Merseburg sprachen die Veranstalter von 600 Teilnehmern. Nach dem Aufruf zu der Demonstration hatten auch Neonazis einen Aufzug unter dem Motto "Asylflut stoppen" angemeldet. Die Polizei gab die Teilnehmerzahl mit rund 80 an.

Afrikaner beleidigt

Nach Angaben der Neonazi-Gegner wurde der Aufmarsch von Personen angeführt, die auch als Tatverdächtige bei den rassistischen Übergriffen in der Stadt gelten. Zudem sei ein Teilnehmer der Anti-Rassismus-Demo von einem Neonazi geschlagen worden, so dass er im Krankenhaus behandelt werden musste.

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In der Unterführung des Merseburger Bahnhofs war am 20. Februar ein Asylbewerber aus Somalia fremdenfeindlich beleidigt, zu Boden gestoßen und getreten worden. Am vergangenen Montag wurde einem 41-jährigen Algerier in einem Fußgängertunnel am Bahnhof ins Gesicht geschlagen. In einem dritten Fall wurde ein Afrikaner von einer mutmaßlich rechten Gruppe bedrängt und fremdenfeindlich beleidigt.

Nach der Demonstration gab es in Merseburg erneut eine verbale Attacke auf einen Afrikaner. Nach Angaben der Polizei wurde wieder am Bahnhof ein Mann aus Burkina Faso fremdenfeindlich beschimpft. Der Täter ist unbekannt.

Anti-Neonazi-Demos auch in München und Berlin

In München protestierten am Samstag rund 1.000 Menschen nach Polizeiangaben gegen das sogenannte "Braune Haus" im Stadtteil Obermenzing. Dort wohnen seit Dezember 2012 drei bekannte Neonazis, die unter anderem regelmäßig "Kameradschaftsabende" veranstalten. Die Demonstration sei weitgehend ohne Störungen verlaufen, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag auf epd-Anfrage. 
 
In Berlin-Neukölln gingen am Samstagmorgen rund 200 Menschen auf die Straße, um gegen eine Kundgebungstour der rechtsextremen NPD vor Flüchtlingsunterkünften zu protestieren. Im thüringischen Gotha schlossen sich 150 Menschen einem Protest gegen Neonazis an.