Experte: Therapien können bei pädophilen Neigungen helfen

Foto: Thinkstock/iStockphoto/Christian Sangoyo
Experte: Therapien können bei pädophilen Neigungen helfen
Die Ursachen der Pädophilie sind bisher nicht ausreichend erforscht: "Sicher ist aber, dass eine entsprechende Neigung nicht zwangsläufig zu sexuellen Übergriffen auf Kinder führt", sagte der Diplom-Psychologe Matthias Butz von der Universität Regensburg dem Evangelischen Pressedienst (epd).
20.02.2014
epd
Verena Horeis

Butz ist Mitarbeiter des bundesweiten Präventionsnetzwerks "kein Täter werden". "Patienten, die zu uns kommen, haben einen enormen Leidensdruck", sagte Butz. "Einige spüren, mit mir stimmt etwas nicht, denken dabei aber nicht an Pädophilie." 

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Laut Statistiken seien etwa ein Drittel bis die Hälfte der verurteilten Täter, die Übergriffe auf Kinder verübten, pädophil, sagte der Experte. Andere Sexualstraftäter wendeten sich "ersatzweise" an Kinder, wenn sie ihre Sexualität nicht mit Erwachsenen ausleben könnten. "Therapien können helfen, pädophile Neigungen und das entsprechende Verhalten zu kontrollieren", sagte Butz.

In Einzelfällen bekämen Patienten neben der Therapie unterstützend Medikamente verabreicht. Diese mindern den sexuellen Trieb und sexuelle Fantasien. "Es sind derzeit auf wissenschaftlicher Basis keine gezielten Möglichkeiten bekannt, um Pädophilie zu heilen", betonte der Psychologe.

Den meisten Betroffenen falle es schwer, die Diagnose Pädophilie anzunehmen: "Unsere Patienten wollen sozial anerkannt sein, manche auch eine Familie haben, da passt Pädophilie nicht ins Selbstbild", sagte Butz. "Viele Betroffene schämen sich, sind hilflos und haben Angst, dass sie ihre Neigung nicht kontrollieren können."

Pädophilie werde durch verschiedene Faktoren begünstigt, sagte Butz. Forschung belege, dass biologische Faktoren wie Genetik, eigene Erlebnisse wie sexueller Missbrauch in der Kindheit und psychologische Faktoren wie Schüchternheit oder geringes Selbstwertgefühl eine Rolle spielen. "Wie diese Faktoren genau zusammen wirken, ist noch unklar", sagte der Experte.

Als gesichert gilt jedoch, dass sich pädophile Neigungen meist in der Pubertät manifestieren wie andere sexuelle Neigungen auch. Insgesamt sind Studien zufolge deutlich mehr Männer als Frauen pädophil. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 0,5 Prozent bis ein Prozent der erwachsenen Männer eine pädophile Neigung besitzen, einige fühlen sich jedoch sowohl von Erwachsenen als auch von Kindern angezogen.