"Dann müssten die Menschen nicht von Land zu Land wandern, um soziale Hilfen in Anspruch zu nehmen, weil sie den Winter im Herkunftsland überbrücken müssen", sagte Thorsten Walter, Leiter des Europa-Instituts der Diakonie Neuendettelsau dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er forderte die EU zudem auf, ein grenzüberschreitendes Berufsbildungswerk zu gründen, "in dem Menschen befähigt und ausgebildet werden, um das Armutsrisiko zu mindern".
###mehr-artikel###
Walter betonte, die vermehrte Zuwanderung nach Deutschland stelle ein großes Problem für Rumänien dar. "Allein rund 5.000 ausgebildete Ärzte verlassen das Land jährlich nach Westeuropa. Die Bevölkerung ist von 22 Millionen auf 18 Millionen Einwohner in den letzten Jahren gesunken", berichtete der Institutsleiter. Das Bildungsministerium in Rumänien frage sich bereits, ob es noch Sinn macht, das Studium der rumänischen Ärzte mit Steuergeldern zu fördern, wenn später sowieso jeder zweite nach Westeuropa geht.
Hauptverantwortlich für diesen "brain drain" sei das eklatante Lohngefälle innerhalb der EU-Staaten. "Solange die Lohnunterschiede so prekär sind, werden diese Personen nach Deutschland kommen, legal oder zumeist illegal", sagte Walter und ergänzte: "Wer in einem Monat so viel wie sonst in fünf Monaten verdienen kann, dem braucht man keinen Ratschlag zu geben."
Zum Thema Missbrauch von Sozialleistungen sagte Walter, wer nach Deutschland komme, um zu arbeiten, "sollte auch so entlohnt werden, damit er von Sozialleistungen unabhängig ist. Aber das ist ja schon bei vielen Deutschen nicht möglich." Ein Großteil der Einwanderer sei wegen schlecht bezahlter Jobs auf die Aufstockung von Hartz IV angewiesen.
Walter betonte, viele Probleme ließen sich lösen, wenn mehr Geld in die Bildung Benachteiligter gesteckt würde: "Es muss aktiv für die Bildung der Menschen gesorgt werden, zum Beispiel durch Schulförderprogramme, Alphabetisierung von Menschen ohne Bildung sowie Arbeitsentwicklungsprogramme."
Die Diakonie Neuendettelsau engagiert sich seit vielen Jahren für die soziale Integration im zusammenwachsenden Europa, insbesondere in der Zusammenarbeit mit Partnern in Polen, Rumänien, Tschechien, Ungarn, Russland und Spanien. Ein Schwerpunkt ist die Aus- und Weiterbildung von Fach- und Führungskräften im sozialen Sektor.
www.diakonieneuendettelsau.de