Auch vier Jahre nach Bekanntwerden der ersten Fälle sexuellen Missbrauchs am Berliner Canisius-Kolleg sei kaum einer der Täter belangt worden, berichtete die "Berliner Morgenpost" (Sonntagsausgabe). "Den Tätern geht es gut. Die Kirche fühlt sich als Vorreiter bei der Aufklärung sexuellen Missbrauchs. Und die Opfer können sehen, wie sie bleiben", zitiert das Blatt den Sprecher der Opfergruppe "Eckiger Tisch", Matthias Katsch.
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Die ehemaligen Canisius-Schüler und Opfer sexuellen Missbrauchs werfen der Kirche und dem Jesuitenorden als Träger der Schule mangelnden Transparenz vor und fordern ein Umdenken in Deutschland und Rom. "Leider müssen wir auch im Jahr vier bitten und fordern", kritisierte Katsch. "Wann geht die Kirche endlich mal pro-aktiv auf die Menschen zu? Wann werden die Akten der Kirche endlich für unabhängige Untersuchungen geöffnet?"
Nach Angaben von Katsch wurde von den Haupttätern kaum einer für die weitgehend juristisch verjährten Taten von der katholischen Kirche zur Verantwortung gezogen. So hat der Ex-Priester Wolfgang Statt zwar den Missbrauch von mehreren Hundert Kindern und Jugendlichen gestanden, das blieb aber bisher ohne Konsequenzen.
Ein Mitbruder wurde in einem Geheimverfahren vom Kirchengericht des Bistums Hildesheim im Januar wegen des Missbrauchs eines Mädchens zu einer Geldstrafe und dem Entzug des Priesteramtes verurteilt. Die zahlreichen Missbrauchsfälle zuvor sind laut Katsch aber kein Thema gewesen. Das Urteil wurde zudem bisher nicht veröffentlicht.
Der Jesuitenorden verwies dagegen dem Zeitungsbericht zufolge auf seine Aufklärungsbilanz. Bisher seien 200 frühere Zöglinge als Opfer anerkannt worden, 100 von ihnen hätten eine Anerkennungszahlung von 5.000 Euro angenommen.