Neben einer Flüchtlingspolitik, die politisch Verfolgten Asyl gewährt, werde auch eine proaktive Einwanderungsstrategie gebraucht, sagte Lüke dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Ein Grund dafür sei die demografische Entwicklung in den Staaten des Nordens.
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"Europa muss einen Korridor für humanitäre Einwanderung schaffen", sagte Lüke. Zugute käme dies Menschen, "die aus wirtschaftlicher Not oder aus klimatischen Gründen nach Europa drängen". Dies sind Lüke zufolge nachvollziehbare Gründe, die aber durch das Asyl- oder Flüchtlingsrecht nicht abgedeckt sind. Hier müsse es eine Möglichkeit geben, denn zum einen würden diese Menschen gebraucht, "sonst überaltern wir". "Und zum andern kommen die Menschen sonst ohnehin", sagte Lüke.
Die Integrationsbeauftragte betonte, dass auch die Aufnahmestaaten von der neuen Einwandergruppe profitieren würden. "Es sind nicht nur die Hochqualifizierten, die wir brauchen", sagte Lüke und fügte hinzu: "Es kommen ja nicht die Ärmsten der Armen, sondern in der Regel schaffen es nur Menschen aus der Mittelschicht die Gelder aufzubringen, die die Passage nach Europa kostet, also beispielsweise Handwerker oder Facharbeiter." Auch diese Menschen brauche der Arbeitsmarkt hier.
Zugleich sprach sich die Integrationsbeauftragte für die Möglichkeit aus, Anträge auf humanitären Aufenthalt bereits in den Herkunftsstaaten stellen zu können. Denkbar sei dies etwa in den Botschaften der einzelnen EU-Länder oder in den EU-Vertretungen. "Damit können Tragödien, wie sie immer wieder auf dem Mittelmeer geschehen, vermieden werden", sagte Lüke.
Die Möglichkeit einer solchen Antragstellung sei ein Baustein bei einem erforderlichen Paradigmenwechsel hin zu einer proaktiveren Einwanderungspolitik. "Gerade die europäischen Staaten müssen anfangen, Einwanderung wirklich zu managen, das heißt stärker auf die Potenziale zu setzen und Türen zu öffnen, als sich auf Abschottung zu konzentrieren", erklärte die Integrationsbeauftragte.