Mittlerweile gebe es pro Jahr mehr als 18.000 Führungen, erklärte der Direktor. Damit stoße die Gedenkstätte an ihre Kapazitätsgrenzen. "Wir können nicht mehr als 20 Gruppen gleichzeitig durch die Gebäude führen", erklärte Knabe.
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Vor allem unter Schulklassen ist das Interesse an der DDR-Vergangenheit groß. Den Zuwachs erklärt sich Knabe damit, dass die Lehrer sähen, "wie beeindruckt ihre Schüler sind und wie nachhaltig der Besuch wirkt". Von den rund 80 Führern, die Interessierte durch das ehemalige Stasi-Gefängnis begleiten, waren 60 selbst in Haft. "Das macht jede Führung zu einem besonderen Erlebnis", sagte Knabe.
Mehr Schüler aus den westdeutschen Ländern kommen
Allerdings kämen sehr viel mehr Schüler aus den westdeutschen Bundesländern in die Gedenkstätte als aus den ostdeutschen. Der Direktor vermutet, dass Lehrer im Osten immer noch Berührungsängste bei dem Thema hätten. Manche suchten auch ähnliche Erinnerungsorte in der Nähe ihrer Schule auf. Lediglich in Hessen werden laut Knabe Fahrten in die Stasiopfer-Gedenkstätte vom Land finanziell gefördert.
Nach seiner Ansicht sollten die Erfahrungen mit kommunistischen Diktaturen im Schulunterricht eine größere Rolle spielen. "Die DDR wird oft nur als Teil des Ost-West-Konflikts dargestellt. Dadurch entsteht bei Schülern der Eindruck, dass sich zwei Machtblöcke gestritten hatten und die Mauer nur gebaut wurde, damit wieder Ruhe einkehrt", beklagte Knabe. Die Schüler verstünden zudem nicht, dass es die kommunistische Ideologie war, die zu Terror und Unterdrückung geführt habe.
Die Gedenkstätte war 1994 auf dem Gelände der früheren zentralen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit eröffnet worden. Mit Ausstellungen, Veranstaltungen und Publikationen wird die Geschichte der Haftanstalt in den Jahren 1945 bis 1989 dargestellt. Vor knapp drei Monaten wurde eine neue Dauerausstellung mit rund 500 Exponaten und hunderten historischen Fotos eröffnet. Außerdem entstanden ein neues Besucherzentrum und Seminarräume.