Eine junge Frau hat den Weihnachtsgottesdienst mit Kardinal Joachim Meisner im Kölner Dom mit einem Nackt-Protest gestört. Sie sprang am Mittwoch auf den Altar und entblößte dort ihre Brüste. Auf ihren Oberkörper hatte sie den Satz "I am God" (Ich bin Gott) gemalt. Die als Sicherheitskräfte eingesetzten Domschweizer holten die Frau vom Altar und übergaben sie der Polizei. Das Erzbistum Köln verurteilte die Störung des Gottesdienstes, erklärte jedoch zugleich, sie nicht hochspielen zu wollen.
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Das sei eine "indiskutable Aktion" gewesen, um die aber "kein großes Bohei" gemacht werden solle, sagte Weihbischof Dominikus Schwaderlapp am Mittwochabend der Online-Ausgabe des "Kölner Stadt-Anzeigers": "Man sollte so etwas nicht noch durch übertriebene Öffentlichkeit aufwerten." Gegen die Frau wurde eine Anzeige wegen Störung der Religionsausübung gestellt, wie eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Köln dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte.
Mit der Aktion wollte die junge Frau Medienberichten zufolge gegen das Machtmonopol der katholischen Kirche protestieren. Die Femen sind ursprünglich eine in Kiew gegründete Gruppe feministischer Aktivistinnen. Ihr Markenzeichen sind Oben-ohne-Aktionen, bei denen die Frauen ihre nackten Oberkörper mit Parolen bemalt haben.
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, kritisierte den Nackt-Protest scharf. "Es gibt kein Argument, das eine solche Aktion rechtfertigt", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitagsausgabe). Das seien Provokationen, die letztlich nur darauf abzielten, andere Menschen zu verletzen. "Wir sollten solche Dinge auf keinen Fall widerspruchslos hinnehmen", sagte Glück. Mit einem demokratischen Recht auf Demonstrationen im öffentlichen Raum habe das nichts zu tun. Man dürfe in solchen Fällen von der Kirche keine Toleranz erwarten.
Meisner nicht aus der Ruhe zu bringen
Auch die Grünen-Bundestagsfraktion verurteilte den Auftritt der barbusigen Frau. "Die Femen-Aktion im Kölner Dom war respektlos und eine unnötige Störung der Gläubigen beim Gottesdienst", erklärte der religionspolitische Sprecher Volker Beck. Um Kritik an der katholischen Kirche oder dem Kölner Kardinal Meisner zu üben, hätte es vor den Toren des Doms genügend Möglichkeiten gegeben.
Weihbischof Schwaderlapp sagte, Meisner habe sich an dem Tag seines 80. Geburtstages nicht aus der Ruhe bringen lassen, sondern die Gemeinde zur Feier der Geburt Jesu durch Gebet und Gesang eingeladen. Die Gottesdienstbesucher hätten seine Worte mit spontanem Beifall quittiert. Am Schluss des Hochamts griff Meisner den Vorfall nochmals auf und sagte unter erneutem Applaus, die Frau habe Gottes Segen gewiss besonders nötig.
Noch während der Messe nahmen der Kardinal und der Domzeremoniar eine symbolische Reinigung des Altars vor. Dafür sprach Meisner ein Gebet und besprengte den Altar mit Weihwasser.