Überraschende Wende in Thailänder Polizeitaktik

Überraschende Wende in Thailänder Polizeitaktik
In Thailands Hauptstadt Bangkok zeichnet sich eine deutliche Entspannung ab: Nach den gewalttätigen Protesten der vergangenen Tage haben am Dienstag sowohl Polizisten als auch Demonstranten damit begonnen, die Betonblöcke und Stacheldrahtzäune rund um den Regierungssitz und das Hauptquartier der Polizei weg zu räumen.

Die Demonstranten konnten ungehindert bis dorthin vordringen. Statt einander zu bekämpfen, schüttelten sich beide Seiten die Hände und posierten für Fotos. Nach mindestens zwei Nächten heftiger Ausschreitungen setzt die Polizei offensichtlich auf Deeskalation.

Die Straßen rund um das Regierungsviertel sahen nach den Protesten völlig verwüstet aus. Eine Reihe von Autos, darunter auch mehrere Polizeiwagen, waren in Brand gesteckt worden. Die Anführer der Demonstranten erklärten, der heutige Tag sei ein Sieg für die Opposition.

Noch am Abend zuvor hatte deren Wortführer Suthep Thaugsuban seine Unterstützer dazu aufgerufen, das Hauptquartier der Bangkoker Polizei zu stürmen. Insgesamt dauerten die zunehmend gewalttätiger werdenden Proteste zehn Tage lang, mehrere Menschen wurden dabei getötet.

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Suthep und seine Anhänger forderten nicht nur den Rücktritt von Premierministerin Yingluck Shinawatra, sondern erklärten, Thailand gänzlich vom "Thaksin-Regime" befreien zu wollen. Yingluck ist die Schwester des 2006 vom Militär gestürzten damaligen Regierungschefs Thaksin Shinawatra. Ihre politischen Gegner halten Yingluck für eine Marionette ihres Bruders.

Gegen Protestführer Suthep Thaugsuban war am Montagabend ein Haftbefehl wegen "Aufruhrs" ausgestellt worden. Es hieß, Suthep habe versucht, die demokratisch gewählte Regierung zu stürzen. Auf den Vorwurf des "Aufruhrs" steht lebenslange Haft oder die Todesstrafe. Suthep will einen "Volksrat" einsetzen, der die gewählte Regierung auf zunächst unbestimmte Zeit ersetzen soll. Yingluck selbst hatte die Forderungen Sutheps als nicht verfassungsgemäß bezeichnet und daher einen Rücktritt abgelehnt. Einem Zeitungsbericht zufolge will die Premierministerin demnächst ein Forum mit Akademikern einberufen, um eine Lösung aus der politischen Sackgasse zu finden.

Es waren die größten Proteste in Thailand seit dem Frühjahr 2010. Damals waren Massendemonstrationen von Thaksin-Anhängern von der Armee niedergeschlagen worden. Etwa 100 Menschen wurden getötet, rund 2.000 verletzt.