In Polen wird ab 2014 eine Kirchensteuer eingeführt

In Polen wird ab 2014 eine Kirchensteuer eingeführt
In Polen sollen Katholiken und Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften ab 2014 Kirchensteuer zahlen. Bisher wurde die Kirche über sogenannte "Kirchenfonds" finanziert, die die kommunistische Regierung 1950 für Entschädigungszahlen eingerichtet hatte.

Vertreter der Regierung und der katholischen Kirche einigten sich nach monatelangen Verhandlungen auf das neue Verfahren zur Kirchenfinanzierung. Danach sollen Steuerzahler in Polen 0,5 Prozent von der Einkommenssteuer an ihre Religionsgemeinschaft abführen, wie der Warschauer Erzbischof Kazimierz Nycz und Verwaltungsminister Michal Boni am Mittwochabend in Warschau mitteilten.

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Diese Abgabe soll die sogenannten Kirchenfonds ablösen. Diese Fonds wurden 1950 von Polens kommunistischer Regierung eingerichtet, um die katholische Kirche sowie andere Glaubensgemeinschaften für Enteignungen zu entschädigen. Nach der Wende 1989 entschädigte der Staat teilweise die Kirchen für Enteignungen unter der kommunistischen Herrschaft.

Die katholische Kirche in Polen finanziert sich bisher zu 80 Prozent aus Spenden und Kollekten. Aus dem staatlichen Kirchenfonds flossen ihr im vergangenen Jahr umgerechnet 22 Millionen Euro zu. Nach dem neuen Modell könnte die katholische Kirche mit 33 Millionen Euro rechen, vorausgesetzt 40 Prozent der katholischen Steuerzahler leisten die Abgabe, errechnete die Tageszeitung "Gazeta Wyborcza".

Die Neuregelung gilt auch für die evangelischen und orthodoxen Kirchen. Die Minderheitenkirchen fühlen sich jedoch von den Verhandlungen zwischen Regierung und katholischen Bischöfen ausgegrenzt. Gerade die Polnische Orthodoxe Kirche, deren 600.000 Mitglieder überwiegend in wirtschaftlich schwachen Landesteilen leben und wenig Steuern zahlen, sieht sich durch das neue Verfahren benachteiligt.