Die Finanzierung der Kinderbetreuung in Deutschland ist nach Ansicht der Arbeiterwohlfahrt (AWO) nicht mehr zeitgemäß. Sie belaste Kommunen und Eltern übermäßig, kritisierte der Verband am Donnerstag in Berlin und legte ein eigenes Modell für die Beteiligung des Bundes in Form eines "Kita-Fonds" vor. Das heutige Finanzierungssystem stamme aus einer Zeit, als die Betreuung noch die Ausnahme und nicht die Regel war.
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Der AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler forderte die künftige Bundesregierung zudem auf, zügig einen "Qualitätsgipfel" einzuberufen. Der Ausbau der Kleinkindbetreuung und der Personalmangel in vielen Kitas führe zu Qualitätsverlusten. Durch ein Bundesgesetz müsse sichergestellt werden, dass überall die gleichen Standards gelten.
Kindertagesstätten werden in Deutschland von den Kommunen mit Unterstützung der Länder finanziert. An dritter Stelle stehen die Elternbeiträge. Die Anteile sind von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich. Auch die Personalschlüssel sind verschieden. Das kann bedeuten, dass eine Erzieherin in einem Bundesland für doppelt so viele Kinder zuständig ist wie in einem anderen.
Deutschland liegt unter den OECD-Vorgaben
Der Bund hat in den vergangenen Jahren beim Ausbau der Kleinkindbetreuung geholfen, zieht sich aber von 2014 an bis auf einen Restbetrag von rund 900 Millionen Euro wieder aus der Finanzierung zurück. Die Ausgaben der öffentlichen Hand lagen 2011 laut Statistischem Bundesamt insgesamt bei 17,3 Milliarden Euro. Gemessen an den OECD-Vorgaben gebe Deutschland für die Kinderbetreuung rund neun Milliarden Euro jährlich zu wenig aus, kritisiert die AWO.
Der Verband, der selbst 2.300 Kindertageseinrichtungen betreibt, will erreichen, dass der Bund mit einem Anteil von bis zu 50 Prozent in die Regelfinanzierung einsteigt. Die AWO hält dies nach einem Vorschlag des Koblenzer Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlers Stefan Sell für vereinbar mit den Finanzbeziehungen von Bund und Ländern, die Mischfinanzierungen gegenwärtig ausschließen.