Die "Grundhaltung der Toleranz" dürfe nicht ins Wanken geraten, sagte der Theologe am Dienstagabend in Frankfurt am Main in Anspielung auf das Themenjahr der EKD-Dekade zum Reformationsjubiläum 2017. Schindehütte zeigte sich alarmiert von den "von der Finanzkrise freigesetzten zentrifugalen Kräften".
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Der Auslandsbischof nannte es erschreckend, welche Wirksamkeit Ressentiments und alte Bilder erlangten. Dass rechte Parteien und nationalistische Bestrebungen europaweit einen Aufschwung erlebten, schrieb er der Ignoranz gegenüber den sozialen Folgen der Finanzkrise zu. Hier besitze die Botschaft des Evangeliums politische und damit europäische Dimensionen, sagte der Theologe der Veranstaltungsreihe "Europa und die Kirchen" in der Evangelischen Akademie Frankfurt.
"Die Ökonomie kann keine Antworten auf essenzielle Lebensfragen geben", gab Schindehütte zu bedenken. "Die Seelen der Menschen rebellieren gegen eine Reduzierung auf das Kommerzielle." Aus diesem Grund werde die "Nachfrage nach geistiger und geistlicher Orientierung" und damit die Bedeutung der Kirchen wachsen.
Dass trotz vorangegangener Kriege ein vereintes Europa entstehen konnte, führte Schindehütte auf einen "zentralen biblischen Auftrag" zurück: die Bereitschaft zur Versöhnung. Auch zum Umgang mit kultureller Vielfalt habe das Christentum wesentlich beigetragen. Einheit in Verschiedenheit sei das ökumenische Modell, das aber nur auf dem Fundament der Toleranz funktioniere.