Nach viertägigen Beratungen der katholischen Bischöfe hat Erzbischof Robert Zollitsch für eine Kirche geworben, die bescheiden und barmherzig auftrete und nahe bei den Menschen sei. Die Denkanstöße von Papst Franziskus nehme die katholische Kirche in Deutschland ernst, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Freitag in Fulda. Mit Blick auf die Beratungen über eine vatikanische Kurienreform in der nächsten Woche empfahl er mehr Kollegialität und Subsidiarität.
Die beiden großen Kirchen in Deutschland wollen Zollitsch zufolge noch in diesem Herbst ein Thesenpapier zur wirtschaftlichen und sozialen Lage nach der Euro- und Schuldenkrise vorlegen. Die Veröffentlichung des gemeinsamen Impulspapiers von evangelischer und katholischer Kirche solle eine breite gesellschaftliche Diskussion anstoßen. Als Themen des Papiers nannte Zollitsch: Fortentwicklung der Sozialen Marktwirtschaft und Erneuerung der Verantwortungskultur, Fragen der Finanzmärkte und Staatsverschuldung sowie Umweltpolitik und Europapolitik.
Anpassungen im kirchlichen Arbeitsrecht 2014
Die Bischofs-Vollversammlung hat Zollitsch zufolge dem Text grundsätzlich zugestimmt. In den kommenden Wochen werde es im Einvernehmen mit dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland, der sich ebenfalls bereits damit befasst hatte, noch letzte Abstimmungen zu der "Ökumenischen Sozialinitiative" geben.
Im Hinblick auf das Reformationsjubiläum 2017 wiederholte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, die katholische Kirche könne diesem Ereignis nicht den "Charakter einer Jubiläumsfeier" geben. Trotz aller Reformbedürftigkeit der damaligen Kirche bleibe die Reformation mit dem Schmerz über die Spaltung verbunden. Wenn 2017 gemeinsam ein "Christusfest" gefeiert werde, könnte dies die Nähe der Kirchen zueinander vertiefen. Zollitsch erneuerte den Vorschlag, eine gemeinsame Wallfahrt der Spitzenrepräsentanten von evangelischer und katholischer Kirche ins Heilige Land im Jahr 2017 zu erwägen.
Für das nächste Jahr kündigte der Erzbischof einen Bericht zur Situation wiederverheirateter Geschiedener in der katholischen Kirche an. Auch soll es 2014 konkrete Empfehlungen zu Anpassungen im kirchlichen Arbeitsrecht, speziell den Loyalitätsverpflichtungen, geben. Dabei gelte es zu klären, wie die persönliche Lebensführung kirchlicher Mitarbeiter in Fragen der Ehe für die Beschäftigung in der Kirche und die Identität katholischer Einrichtungen maßgeblich sei.
Limburger Bischof und Weltbild-Verlag
Den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, der wegen seines Leitungsstils und der Baukosten für den Bischofssitz in der Kritik steht, versicherte Zollitsch seiner "kollegialen Solidarität". Dies bedeute jedoch nicht, alles blindlings zu rechtfertigen, was ein anderer tue. "Ich unterstütze ihn nach Kräften", ergänzte der Vorsitzende. Er hoffe, dass ein "vorwärtsweisender Weg" im Bistum Limburg gefunden werde. Dem Wunsch des Limburger Bischofs, eine externe Prüfkommission zu berufen, die die Offenlegung der Baukosten begleitet, komme er gerne nach.
Für die in finanziellen Schwierigkeiten steckende Verlagsgruppe "Weltbild" bedarf es Zollitsch zufolge einer stabilen Lösung, zu der es rasch kommen müsse. Wegen des drastisch veränderten Kaufverhalten der Kunden solle das Augsburger Unternehmen in einen Online-Handel umgebaut werden. Die erforderlichen Entscheidungen müssten in den nächsten zwei Monaten gefällt werden. Das Schicksal der Weltbild-Mitarbeiter hätten die Gesellschafter im Blick, sagte Zollitsch. "Weltbild"-Gesellschafter sind zwölf Bistümer, das katholische Militärbischofsamt und der Verband der Diözesen Deutschlands.