Diakonievorstand: Sozialeinrichtungen in kritischer Lage

Diakonievorstand: Sozialeinrichtungen in kritischer Lage
Diakonievorstand Jörg Kruttschnitt sieht Sozialeinrichtungen in einer kritischen wirtschaftlichen Lage.
21.09.2012
epd
Markus Jantzer

Einige Häuser lebten von der Substanz und hätten wenig Spielraum für Investitionen und Innovationen, sagte der Spitzenvertreter des diakonischen Bundesverbandes dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Die Ökonomisierung der sozialen Arbeit ist an ihre Grenzen gekommen", stellte er fest. Die Lage habe sich für die Sozialbranche in den vergangenen Jahren verschärft, weil die öffentlichen Haushalte häufig zulasten der Sozialausgaben konsolidiert würden.

Kruttschnitt beklagte einen begrenzten politischen Einfluss der Wohlfahrtsverbände: "Es ist nicht leicht, für die zum Teil komplexen Zusammenhänge politische und mediale Aufmerksamkeit zu erzeugen." Das zeige sich auch an der aktuellen Pflegereform. Die Beitragserhöhung um 0,1 Prozent, die zum Jahreswechsel kommt, reiche nicht aus, um die notwendigen Leistungsverbesserungen zu finanzieren. Kruttschnitt, Diakonievorstand für Wirtschaft und Verwaltung, forderte ein "gesellschaftliches Umdenken". Professionelle Pflegekräfte und pflegende Angehörige bräuchten eine starke Lobby.

Für die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Anfang November in Timmendorfer Strand stattfindet, kündigte Kruttschnitt einen Bericht der Diakonie zum kirchlichen Arbeitsrecht an. Darin will der evangelische Verband darlegen, dass kirchliche Arbeitnehmer nicht schlechter gestellt sind als Beschäftigte der Privatwirtschaft oder der öffentlichen Hand. Zum kirchlichen Arbeitsrecht und dem darin enthaltenen Streikverbot für die Beschäftigten wird für den 20. November ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts in Erfurt erwartet.

Die Diakonie Deutschland ist der Bundesverband der Diakonischen Werke der evangelischen Landes- und Freikirchen sowie von Fachverbänden verschiedener Arbeitsfelder. Zur Diakonie gehören etwa 27.000 stationäre und ambulante Dienste wie Pflegeheime, Krankenhäuser, Kindertagesstätten, Beratungsstellen und Sozialstationen mit 453.000 Mitarbeitern und etwa 700.000 ehrenamtlichen Helfern.