Menschenrechtler werfen syrischen Truppen Massenerschießungen vor

Menschenrechtler werfen syrischen Truppen Massenerschießungen vor
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat syrischen Regierungstruppen Massenerschießungen in zwei Orten vorgeworfen und eine umfassende Aufklärung gefordert.

Soldaten und mit ihnen verbündete Kämpfer hätten im Mai bei Offensiven um die Küstenstadt Banijas mindestens 248 Menschen gezielt getötet, darunter auch Kinder, erklärte die Organisation in ihrem am Freitag veröffentlichten Bericht.

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Human Rights Watch verurteilte die Gewalt als eine der "opferreichsten Massenhinrichtungen seit Beginn des Konflikts in Syrien". "Während die Aufmerksamkeit der Welt darauf gerichtet ist, sicherzustellen, dass die syrische Regierung keine Chemiewaffen gegen ihre Bevölkerung mehr einsetzen kann, sollten wir nicht vergessen, dass syrische Regierungstruppen konventionelle Mittel angewendet haben, um Zivilpersonen niederzumetzeln", betonte Nahost-Experte Joe Stork.

Augenzeugen hätten von der gezielten Auslöschung ganzer Familien berichtet

Die Regierung hat den Angaben zufolge die Offensive in Banijas und al-Bajda bestätigt. Sie habe erklärt, es seien ausschließlich "Terroristen" getötet worden. Möglicherweise habe es auch einige "Fehler" gegeben. Augenzeugen hätten hingegen von der gezielten Auslöschung ganzer Familien berichtet, erklärten die Menschenrechtler.

Ihr Bericht beruht auf Aussagen einer Reihe von Augenzeugen, der Kooperation mit Überlebenden und Videoaufnahmen. Die Organisation erstellte eine Liste mit 167 Opfern in dem 7.000-Einwohner-Städtchen al-Bajda und 81 Toten in Banijas. Vermutlich habe es aber mehr Opfer gegeben. Die weitaus meisten von ihnen seien den Erkenntnissen zufolge getötet worden, als die Gefechte zwischen Regierungstruppen und Rebellen schon beendet gewesen seien und die Oppositionskämpfer sich bereits zurückgezogen hätten.

Vor allem Männer, aber auch Frauen und Kinder wurden ermordet

Soldaten und mit ihnen verbündete Kräfte hätten dann die Häuser durchsucht, schrieb Human Rights Watch unter Berufung auf Augenzeugen. Vor allem Männer seien erschossen worden, es seien aber auch gezielte Schüsse auf Dutzende Frauen und Kinder dokumentiert worden. In vielen Fällen seien die Leichen verbrannt worden. Im Viertel Ras al-Nabe in Banijas hätten Nachbarn einen Berg von rund 30 Leichen gefunden, darunter mindestens sieben Frauen und sechs Kinder.

Ebenso wie bei weiteren Tötungsaktionen - sowohl von Seiten der Regierungstruppen als auch von Rebellen - müssten die Täter zur Rechenschaft gezogen werden, forderte die Menschenrechtsorganisation. Sie rief den Weltsicherheitsrat auf, den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag einzuschalten. "Der Sicherheitsrat hat die Chance, weitere Tötungen zu verhindern - nicht nur solche, für die chemische Waffen verantwortlich sind", betonte Human Rights Watch.