In Zukunft wünsche er sich mehr Weitherzigkeit. Christen müssten immer wieder darauf drängen, "dass in dem Drama um die Flüchtlinge die Grundreflexe der Barmherzigkeit und der Humanität nicht verloren gehen", sagte Jung, der auch Vorsitzender der Kammer der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für Migration und Integration ist, dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Zugleich würdigte Jung den Kapitän und die Mannschaft des Tankers "Salamis" für die Rettung von 102 Bootsflüchtlingen aus dem Mittelmeer am Wochenende. Die Besatzung sei bei der Bergung der Migranten aus Eritrea und Äthiopien ihrem Gewissen gefolgt. Sie habe Menschen in Not gerettet und damit uralte Prinzipien der Seefahrt und der Humanität befolgt.
In der Hoffnung auf ein besseres Leben
Jung dankte auch Italien für die Aufnahme der Flüchtlinge und rief alle europäischen Staaten dazu auf, das Land bei der Versorgung der Gestrandeten, darunter vier Schwangere und ein Baby, finanziell zu unterstützen. Zugleich äußerte der Kirchenpräsident Verständnis für das EU-Mitglied Malta, das die Aufnahme verweigert hatte. Das kleine Land leiste bei der Aufnahme von Flüchtlingen bereits sehr viel. Am Mittwoch waren die Bootsflüchtlinge nach dreitägigem diplomatischen Tauziehen in Italien gelandet, das sich schließlich zur Aufnahme bereit erklärt hatte.
Um ähnliche Fälle zu vermeiden, schlug Jung vor, die Schutzstandards für Flüchtlinge flächendeckend auf ein hohes Niveau zu heben und in der Praxis auch anzuwenden. Obwohl er wisse, dass Europa nicht unbegrenzt aufnahmefähig sei, müssten Möglichkeiten eröffnet werden, dass Menschen auf legale Weise einreisen können.
In der Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa wagen jedes Jahr Zehntausende Afrikaner die gefährliche Überfahrt, oft in überfüllten und wenig seetauglichen Booten. Nach Schätzungen der Flüchtlingsorganisation Pro Asyl sind seit 1992 mehr als 10.000 Bootsflüchtlinge ertrunken.