Diakonie: Mehr junge Wohnungslose durch Hartz IV

Diakonie: Mehr junge Wohnungslose durch Hartz IV
Als Folge der Hartz-IV-Gesetze leben nach Angaben von Experten junge Langzeitarbeitslose heute häufiger auf der Straße als noch vor wenigen Jahren.

"Das ist eine ganz neue Gruppe", sagte der hannoversche Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Diese Entwicklung macht uns große Sorgen."

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Für Langzeitarbeitslose unter 25 Jahren gebe es gesetzliche Vorgaben, bei den eigenen Eltern zu wohnen. Da die Betroffenen jedoch oft in instabilen Familien lebten, übernachteten viele von ihnen lieber bei Freunden oder würden ganz wohnungslos, erklärte der Leiter des Diakonischen Werkes im evangelischen Stadtkirchenverband Hannover. Von den rund 940 Wohnungslosen, die im vergangenen Jahr in die zentrale Beratungsstelle der Diakonie in Hannover kamen, waren nach Diakonie-Angaben 305 unter 25 Jahren - ein knappes Drittel. Dies sei im Vergleich zum Vorjahr, als sich 240 junge Wohnungslose beraten ließen, ein Anstieg von rund 23 Prozent.

Manfred Ratzmann vom Tagestreff der Diakonie für Wohnungslose in Wunstorf bei Hannover bestätigt den Trend: Für einige Hartz-IV-Empfänger unter 25 sei es einfach nicht zumutbar, bei den Eltern zu leben. Und das Jobcenter könne die jungen Betroffenen nicht angemessen begleiten. So sei eine neue Form der Wohnungslosigkeit entstanden. Zu Zeiten der Sozialhilfe sei es stärker darum gegangen, Menschen ohne Bleibe existenziell abzusichern. Die Jobcenter sähen die Betroffenen nicht als wohnungslos, sondern in erster Linie als arbeitslos, kritisierte Ratzmann. Dabei seien sie erwerbsunfähig: "Wer auf der Straße lebt, kann nicht normal arbeiten gehen."