Bei einzelnen Modellen ergäben sich Unterschiede zwischen den Herstellerinformationen und den tatsächlichen Werten von bis zu 42 Prozent, teilte der Verband am Montag in Berlin unter Berufung auf eine eigene Auswertung auf der Basis des ADAC Eco Test mit. Im Branchendurchschnitt sei mittlerweile eine Differenz von 23 Prozent üblich. Dies sei mehr als drei Mal so hoch wie noch 2001. Der Verband der Automobilindustrie wies diese Darstellung zurück.
###mehr-links###Die niedrigen Normverbräuche ermittelten die Autobauer mit Hilfe zahlreicher technischer Tricks bis hin zu rechtswidrigen Manipulationen, so der Vorwurf der Umwelthilfe. Ihr Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch forderte die Bundesregierung auf, das Kraftfahrbundesamt zu Nachmessungen unter realen Bedingungen zu verpflichten.
"Die Messung der Verbrauchswerte darf nicht an speziell veränderten Prototypen vorgenommen werden, sondern an Fahrzeugen, wie sie tatsächlich auf die Straße kommen", fügte Resch hinzu. So würden die Bordcomputer neuer Fahrzeuge mit immer ausgefeilteren Diagnosetools erkennen, dass sich das Auto auf einem Rollenprüfstand befindet, und schalteten daraufhin in einen Test-Modus.
Die Tricks: Fahren ohne Licht, Spezialreifen
Einige Hersteller koppelten auch die Lichtmaschine ab, um den Spritverbrauch zu senken, hieß es weiter. Beliebt sei auch die Verwendung besonders rollwiderstandsarmer, mit stark erhöhtem Luftdruck befüllter Spezialreifen.
Durch die Täuschung entstehe den Kunden ein Schaden von mehreren tausend Euro. Da sich die Kfz-Steuer seit 2009 an Kraftstoffverbrauch und Kohlendioxidemissionen bemisst, entgingen aber auch dem Staat Einnahmen in bis zu dreistelliger Millionenhöhe, hieß es weiter. Nach Schätzung des Verkehrsexperten und früheren Abteilungsleiters beim Umweltbundesamt, Axel Friedrich, werde sich diese Summe 2023 auf rund zwei Milliarden Euro pro Jahr belaufen.
Automobilindustrie dementiert Vorwürfe
Der Verband der Automobilindustrie trat der Darstellung der Umwelthilfe entgegen und führte die Abweichungen vom Normverbrauch unter anderem auf die individuelle Fahrweise, die Straßenbeschaffenheit und Witterungsverhältnisse zurück. Bei den "standardisierten Laborbedingungen" gebe es hingegen "kaum Spielräume".
In der Auswertung der Umwelthilfe wurden der angegebene und reale Kraftstoffverbrauch sowie die Angaben zu den klimaschädlichen Kohlendioxidemissionen von insgesamt 144 Pkw-Modellen untersucht. Dabei habe es nur bei zweien keine Abweichungen gegeben. Bei sechs weiteren seien die tatsächlichen Werte günstiger als die Herstellerangaben gewesen, bei einem Nissan Primera 2.0 sogar um 17 Prozent. Negativer Spitzenreiter mit 42 Prozent Differenz sei ein Volvo V 40-Modell gewesen.