Wer über einen Abschied von der Kirche nachdenkt, tut dies der Umfrage zufolge in erster Linie, weil er sich entfremdet fühlt (35 Prozent). Finanzielle Gründe werden nur von 15 Prozent genannt.Großes Interesse äußerten die Befragten daran, dass sich die Kirche auch künftig in gesellschaftliche Belange einmischt. Oben auf der Wunschliste steht dabei der Bereich "Soziales", wo 23 Prozent Bedarf für Engagement sehen. Auch Lebenshilfe und Gesellschaftspolitik sind stark gefragt. Geringes Interesse besteht dagegen in den Bereichen Sexuallehre und Zölibat, Seelsorge und Gemeindearbeit.
"Weniger abgehoben und lebensnaher" kommunizieren
Rund 72 Prozent der Befragten stimmen der Aussage ganz oder überwiegend zu, dass das Christentum Fundament des westlichen Wertesystems bleiben wird. 69 Prozent empfehlen der Kirche, "weniger abgehoben und lebensnaher" zu kommunizieren. Dass sie "offener kommunizieren und ihren Mitgliedern besser zuhören soll", ist ganz oder überwiegend der Wunsch von 79 Prozent.
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Diözesanbischof Gebhard Fürst sieht in den Ergebnissen einen Beleg dafür, dass der Gottesglaube bei sehr vielen Menschen nach wie vor tief verankert sei. "Die lange Zeit vorherrschende Meinung, der Modernisierungsprozess sei identisch mit fortschreitender Säkularisierung und Glaubensauflösung, hat sich nicht bestätigt", sagte er laut Redemanuskript. Fürst bedauert, dass bei den Themen, mit denen sich die Kirche der Befragung zufolge stärker beschäftigen sollte, die Ökumene weit hinten rangiere.
Für die Gesamtstudie wurden zwischen März und Juni vergangenen Jahres 3.176 Katholiken und 1.055 Nichtkatholiken durch Interviewer des Pragma-Instituts (Reutlingen/Bamberg) befragt.