Zur Begründung werden mehrere Kolumnen Augsteins auf "Spiegel Online" angeführt. Das jüdische Zentrum beruft sich ferner ausdrücklich auf den Publizisten der Berliner Tageszeitung "Die Welt", Henryk M. Broder, der Augstein unter anderem als "kleinen Streicher" bezeichnet habe. Julius Streicher, Gauleiter in Franken, galt als einer der übelsten antisemitischen NS-Propagandisten. Gegenüber der Berliner "tageszeitung" (Montagsausgabe) bekräftigte Broder seine Kritik. Augstein müsste auf der Liste sogar weiter vorn platziert werden: "Er gehört weiter nach oben, auf Platz drei etwa."
Platz eins: ägyptische Muslimbrüder, Platz zwei: Mahmoud Ahmadinedschad
Auf Platz eins der Liste setzte das Simon-Wiesenthal-Zentrum die ägyptischen Muslimbrüder Mohammed Badie und Futouh Abd Al-Nabi Mansour. Es folgt der iranische Staatspräsident Mahmoud Ahmadinedschad.
Augstein reagierte mit einer Notiz auf seiner Facebook-Seite: Das Wiesenthal-Zentrum sei eine wichtige, international anerkannte Einrichtung, deren Kampf gegen Antisemitismus er seinen ganzen Respekt bezeuge, schrieb er. "Umso betrüblicher ist es, wenn dieser Kampf geschwächt wird. Das ist zwangsläufig der Fall, wenn kritischer Journalismus als rassistisch oder antisemitisch diffamiert wird." Augstein, Sohn des "Spiegel"-Gründers Rudolf Augstein, wird dem "Freitag" künftig auch als Chefredakteur vorstehen.
Augstein übt scharfe Kritik an der israelischen Regierung
In den inkriminierten Passagen seiner Kolumnen auf "Spiegel Online" übt Augstein scharfe Kritik an der israelischen Regierung und ihrer Haltung im Gaza-Konflikt. Zudem verweist er darauf, dass auch in der israelischen Gesellschaft Fundamentalisten über nicht geringen Einfluss verfügen.
Das Simon-Wiesenthal-Zentrum bezeichnet sich als weltweite jüdische Menschenrechtsorganisation mit Büros in den USA, Lateinamerika, Paris und Jerusalem, die bei den Vereinten Nationen akkreditiert ist. Benannt ist die Organisation nach dem als "Nazi-Jäger" bekannten österreichischen Holocaust-Überlebenden Simon Wiesenthal (1908-2005). Das von ihm in Wien gegründete Dokumentationszentrum zu NS-Tätern und -Verbrechen firmiert heute als Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien.