Das Europaparlament in Straßburg hat die iranischen Dissidenten Nasrin Sotoudeh und Jafar Panahi in Abwesenheit mit dem Sacharow-Preis für Menschenrechte gewürdigt. Fünf Vertreter nahmen die Auszeichnung am Mittwoch während einer Zeremonie entgegen. Die Anwältin Sotoudeh befindet sich derzeit in einem Teheraner Gefängnis. Der Filmemacher Panahi unterliegt einem Ausreise- und Arbeitsverbot. Ihm droht ebenfalls die Haft.
Der EU-Parlamentspräsident Martin Schulz übergab den Preis an Vertraute der beiden Geehrten, unter ihnen die Tochter Panahis und die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi. Schulz würdigte die "außergewöhnlichen Anstrengungen" Sotoudehs und Panahis im Kampf um Grundrechte und politischen Wandel. Er verlangte die sofortige Freilassung Sotoudehs und nannte die Regierung des Iran ein "schändliches Regime".
"Weltmächte werden intoleranter"
Der Sacharow-Preis ist mit 50.000 Euro dotiert. Das Europaparlament vergibt ihn seit 1988 an Persönlichkeiten oder Gruppen, die für den Kampf gegen Intoleranz, Unterdrückung und Fanatismus eintreten. Das Parlament hatte am Mittwoch im Plenarsaal zwei leere rote Stühle aufgestellt, um die Abwesenheit der Preisträger zu symbolisieren.
Ebadi, die im Exil in Großbritannien lebt, trug im Namen Sotoudehs ein Grußwort vor. "Es gibt Länder, in denen Menschenrechte eine Gnade sind, die die Regierung den Bürgern gewährt oder auch nicht", hieß es darin. "Die Regierungen, die Staaten sind selbst die schlimmsten Menschenrechtsverletzer." Panahi äußerte in einem durch einen Künstlerkollegen übermittelten Grußwort seine Angst vor Krieg. "Die Weltmächte werden tagtäglich intoleranter. Es gibt offenbar eine Entschiedenheit, die Hässlichkeit in die Welt zu tragen."
Parlamentspräsident Schulz sagte, der Sacharow-Preis sei auch eine Würdigung des iranischen Films. "Das iranische Art-Kino hat mit seinen hochpolitischen und philosophischen Themen die Leinwände auf der ganzen Welt erobert", unterstrich er. Panahi hatte im Jahr 2011 Schlagzeilen gemacht, als er seinen Streifen "Dies ist kein Film" in einem Kuchen versteckt außer Landes schmuggeln ließ. Der Film konnte schließlich während der Festspiele in Cannes gezeigt werden.