Empfänglich für das riskante und zwanghafte Suchen nach dem nächsten "Kick", das sogenannte "Sensation-Seeking", seien nicht die normalen Bankberater, sondern junge Investmentbanker und Broker.
Die Gier sei eine "Erwartungslust", eine Sucht nach immer größeren Gewinnen, die immer nur vorübergehend befriedigt werden könne, erläuterte der Frankfurter Soziologe Sighard Neckel bei einer Podiumsdiskussion in der Goethe-Universität. Diese Erwartungslust sei an den Finanzmärkten "institutionalisiert" worden und habe schließlich zu dem "Crash" vor vier Jahren geführt. Das Prinzip der Selbstverantwortung müsse künftig auch für die Finanzindustrie gelten, forderte Neckel.
Nach den Worten des evangelischen Theologen Stefan Alkier ist die Gier, die Fixierung auf das Habenwollen, seit der Antike negativ besetzt. Die Gier habe als Sünde gegolten und sei schon immer von der Gesellschaft sanktioniert worden. Beim Streben nach "immer mehr" gehe es auch um die Verdrängung von Endlichkeit. Das Problem sei allerdings, dass in den vergangenen 20 Jahren eine Umwertung der Werte stattgefunden habe hin zur Maxime "Gier ist geil, Geiz ist geil".
Für die Finanzkrise machte der an der Goethe-Universität lehrende Neutestamentler die Politik und die Wirtschaftswissenschaften verantwortlich. Die Politik habe es versäumt, entsprechende Rahmenbedingungen und Regeln aufzustellen, sagte Alkier. Und die Ökonomen seien vom "Aberglauben infiziert worden, dass sich die Märkte selbst regulieren".