Religionswissenschaftlerin: Kirche kommt an Facebook nicht vorbei

Religionswissenschaftlerin: Kirche kommt an Facebook nicht vorbei
Die Kirchen kommen nach Ansicht der Bremer Religionswissenschaftlerin Kerstin Radde-Antweiler an modernen Medien wie Facebook nicht vorbei. "Die Kommunikationswege haben sich geändert, eine missionarische Kirche wird sie nutzen müssen", sagte sie am Montag im epd-Gespräch am Rande des 4. Medientags der hannoverschen Landeskirche in Osnabrück.
13.11.2012
epd
Jörg Nielsen

In der evangelischen Kirche beobachte sie eine gewisse Zurückhaltung gegenüber den modernen Medien, obwohl schon Martin Luther seinerzeit mit dem Buchdruck die modernsten Medien genutzt habe, sagte die Professorin der Universität Bremen. Viele Kirchengemeinden hätten statische und langweilige Internet-Seiten. "Die Katholiken sind dagegen viel weiter und kreativer."

Die evangelische Kirche müsse sich darüber klarwerden, wen sie erreichen wolle. Das Internet und die sozialen Netzwerke wie Facebook oder Twitter seien längst nicht mehr eine Domäne junger Menschen. "Viele Senioren sind im Netz aktiv. Allerdings sind es technisch interessierte Menschen."

Außerdem nutzten viele Esoteriker das Netz. Dort vermischten sich christlicher Glaube und esoterische Vorstellung. "Die Menschen berichten, was sie persönlich glauben - unabhängig von theologischen Lehrmeinungen", sagte Radde-Antweiler. So gebe es in einigen Foren eine lebhafte Diskussion über das Wesen von Engeln.

In den Internet-Foren wird nach Beobachtungen der Religionswissenschaftlerin ein Bedürfnis nach Spiritualität deutlich. Wenn die Kirche diese Menschen erreichen wolle, müsse sie ihre Aktivitäten im Netz deutlich verbessern. Radde-Antweiler warnte vor halbherzigen Lösungen: "Wenn Kirche im Netz aktiv sein will, muss sie das professionell tun und dafür Geld in die Hand nehmen."

Dazu gehöre auch der verantwortungsvolle und wertschätzende Umgang mit den Menschen in den Kirchengemeinden, die sich um den Internet-Auftritt kümmern, mahnte die Professorin. Oft seien dies Einzelpersonen, die nur wenig Unterstützung erhielten.