Ein klassisches Pfarramtsstudium an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal (KiHo) wird es künftig nicht mehr geben: Die traditionsreiche staatlich anerkannte Universität in Trägerschaft der evangelischen Landeskirchen in Rheinland und Westfalen wird ihren Betrieb in bisheriger Form bis Ende März 2027 einstellen. Sie soll zu einem Bildungscampus für theologische Weiterbildung umgewandelt werden, wie die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland am Donnerstagabend in Bonn beschloss.
Aus der bisherigen KiHo soll demnach eine Weiterbildungsgesellschaft werden, die den bereits angebotenen "Master of Theological Studies" als berufsbegleitenden Quereinstieg ins Pfarramt fortführt. Beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitenden sollen praxisnahe und wissenschaftlich fundierte Angebote gemacht werden, einschließlich anerkannter Hochschulzertifikate. Auch akademische Theologie soll weiter angeboten werden. Das Konzept sieht zudem Kooperationen vor, unter anderem mit der Bergischen Universität Wuppertal.
Hintergrund der Pläne ist die prekäre Haushaltslage der Trägerkirchen. Die rheinische Kirche will ihre Ausgaben auf der landeskirchlichen Ebene bis 2030 um jährlich 33 Millionen Euro reduzieren, um ein strukturelles Defizit abzubauen. Sie trägt bislang mit jährlich 2,8 Millionen Euro die Hauptlast für den KiHo-Betrieb, zusammen mit der westfälischen Landeskirche und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) werden pro Jahr 4,24 Millionen Euro aufgewendet. Die KiHo wird nicht vom Staat refinanziert.
Der geplante Bildungscampus soll den Planungen zufolge mit insgesamt 2,1 Millionen Euro finanziert werden, von denen die rheinische Kirche 1,4 Millionen Euro übernehmen will - halb so viel wie bislang. Die restlichen 700.000 Euro sollen als Drittmittel eingeworben werden. Ob sich die westfälische Kirche und die EKD weiter beteiligen, ist dabei offen.
Die rheinische Synode hatte die Kirchenleitung auf einer Sondersitzung im vergangenen Juni wegen großen Spardrucks beauftragt, ein Konzept für den Umbau der Hochschule zu erstellen. Den Beschluss zur Umwandlung der KiHo fasste das Kirchenparlament am Donnerstag nach langer Debatte mit 141 Ja-Stimmen bei 16 Gegenstimmen und 20 Enthaltungen. Mit der Entscheidung wurde ein mögliches komplettes Aus für die Hochschule abgewendet.
Kompromiss beendet Ringen um KiHo
Die geplante Weiterbildungsgesellschaft soll laut dem Beschluss nun bis April 2026 gegründet werden und bis April 2027 ein neues Curriculum erhalten.
Der leitende Theloge der rheinischen Kirche, Präses Thorsten Latzel, nannte die beschlossene Lösung einen Kompromiss, dies sei keine grundlegende Entscheidung über die Bedeutung der Theologie oder des theologischen Nachwuchses. Das Ringen um die KiHo habe viele Menschen intensiv beschäftigt, sie sei ein Lebensort für Generationen von Theologinnen und Theologen und eine Institution mit einer "großen und wichtigen Tradition".
Die geringeren Finanzmittel ließen aber eine Weiterführung des grundständigen Studiums nicht zu, sagte die Vorsitzende des theologischen Ausschusses und künftige Vizepräses der rheinischen Kirche, Antje Menn. Beim Bildungscampus gehe es um die Vernetzung von Theologie und kirchlicher Praxis. Das Promotions- und Habilitationsrecht könne voraussichtlich erhalten bleiben. Die neue Einrichtung solle akademische Aus- und Weiterbildung für die rheinische Kirche und andere Kooperationspartner bieten.
Auch die KiHo-Rektorin Michaela Geiger sprach sich für das neue Konzept aus. "Die KiHo wird fehlen", räumte sie ein. Es sei aber gelungen, einige Ecksteine der jetzigen Hochschule in das neue Modell einzubringen. Es lägen bereits viele Kooperationsangebote vor mit Universitäten, der Stadt Wuppertal, rheinischen Einrichtungen oder der Vereinten Evangelischen Mission (VEM), die ihren Sitz in Wuppertal hat.
Die Hochschule wurde 1935 von der Bekennenden Kirche gegründet. Angesichts der nationalsozialistischen Gleichschaltung und Zerschlagung theologischer Fakultäten an den staatlichen Universitäten sollte die Ausbildung des theologischen Nachwuchses unabhängig vom NS-Staat erfolgen.