Darauf freut sich die Juristin, die 1979 in der Türkei geboren ist. "Es ist eine große Ehre für mich", sagt sie. Ansonsten gibt sich die Bürgermeistern der 9.000-Einwohner-Gemeinde unweit Lübeck eher zurückhaltend, wenn es um ihren muslimischen Glauben und Migrationhintergrund geht. Sie will Bürgermeisterin für alle Bürger sein.
Dieses Versprechen haben ihr die Wähler im Wahlkampf offenbar abgenommen und honoriert. Über ihren Wahlerfolg freut sich die Sozialdemokratin noch heute: "Das ist der Verdienst der Bürger vor Ort." Nachdem Hatice Kara im ersten Wahlgang am 6. Mai noch knapp hinter dem CDU-Kandidaten Sven Wilke lag, erreichte sie bei der Stichwahl zwei Wochen später rund 62 Prozent der Stimmen. Vorher war sie von Haustür zu Haustür gelaufen, hatte sich vorgestellt und zugehört, wo die Bürger der Schuh drückt und was sie von einer Verwaltungschefin erwarten.
Karas Vater arbeitete seit Mitte der 70er Jahre in Schleswig-Holstein. Erst 1980 holte er seine Familie nach. Hatice wuchs mit fünf Geschwistern in Rendsburg auf und machte dort 1999 Abitur. Im Jahr 2004 legte sie ihre erste juristische Staatsprüfung ab, die zweite Staatsprüfung bestand sie 2007. Danach war sie Rechtsanwältin in Rendsburg, im Jahr 2010 besuchte Kara mit Erfolg den Fachanwaltslehrgang Arbeitsrecht. Seit 2000 ist sie SPD-Mitglied.
Nach wie vor ist Kara die Nähe zu den Bürgern wichtig. "Das soll auch so bleiben", verspricht sie. Über eine "neue Normalität" einer Bürgermeisterin mit türkischen Wurzeln freut sich auch die evangelische Kirchengemeinde in Timmendorfer Strand. Kürzlich hatte die Bürgermeisterin einen Gottesdienst unter freiem Himmel mitgestaltet. "Der Horizont weitet und klärt sich. Ich bin stolz auf diese neue Normalität", schrieb Gemeindepastor Thomas Vogel in einem Zeitungsbeitrag.