TV-Tipp: "Ewig Dein"

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14. April, ZDF, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Ewig Dein"
Der erste Akt dieses stillen Thrillers mit Julia Koschitz und Manuel Rubey ist Romanze pur, und wäre da nicht der düstere Prolog, als ein Mann im strömenden Regen an einem frischen Grab steht, würde zunächst nichts darauf hindeuten, in welch’ unheilvolle Richtung sich die Geschichte entwickelt.

Wie ein Sechser im Lotto, sagt die Freundin. Judiths Mutter ist sowieso hingerissen vom potenziellen Schwiegersohn. Der gesamte Freundschaftskreis ist ebenfalls begeistert. Hannes, erfolgreicher Architekt, Single, keine Kinder, scheint tatsächlich das große Los zu sein: attraktiv, sanftmütig, aufmerksam, liebevoll. Der erste Akt dieses stillen Thrillers mit Julia Koschitz und Manuel Rubey ist Romanze pur, und wäre da nicht der düstere Prolog, als ein Mann im strömenden Regen an einem frischen Grab steht, würde zunächst nichts darauf hindeuten, in welch’ unheilvolle Richtung sich die Geschichte entwickelt. "Ewig Dein" steht auf der Schleife eines Kranzes, und so lautet auch der Titel des Dramas. 

Wie in Daniel Glattauers gleichnamiger Romanvorlage schildern Freya Stewart (Buch) sowie Johanna Moder (Buch und Regie) die Ereignisse konsequent aus Judiths Sicht, sodass über weite Strecken offen bleibt, ob sie sich Hannes’ schleichende Veränderung bloß einbildet oder ob er in der Tat drauf und dran ist, sie in den Wahn zu treiben. Anfangs ist die Welt ohnehin rosarot. Die beiden begegnen sich scheinbar zufällig im Supermarkt, als er ihr an der Fleischtheke mit seinem Einkaufswagen in die Hacken fährt.

Judith besitzt ein Geschäft für selbst entworfene und mit vielen Glaselementen verzierte Kronleuchter. Als Hannes kurz nach der Kollision im Laden auftaucht, wundert sie sich nur kurz: Sein Büro ist angeblich um die Ecke. Fortan überschüttet er sie mit Rosen und Komplimenten. Die selbstbewusste Judith, gleichfalls Single und kinderlos, ist ganz offenkundig keine jener Frauen, deren Leben erst mit einem Mann an ihrer Seite vollkommen ist, doch Hannes’ hartnäckigem Werben kann sie nicht widerstehen.

Selbstredend ist das alles viel zu schön, um wahr zu sein, aber Moder verzichtet bei ihrer Inszenierung auf entsprechende Andeutungen. Zwar vermittelt sie mehr spür- als sichtbar, dass sich Hannes beim Vierergespräch mit Judiths Bruder (Marcel Mohab) und ihrem Schulfreund Gerd (Stefan Rudolf) ausgeschlossen fühlt, aber andererseits ist es nicht ungewöhnlich, dass er ein bisschen eifersüchtig auf Gerd ist, mit dem Judith als Teenager kurz zusammen war. "Doch nicht makellos", stellt sie fest. Seltsam ist allerdings, dass sie sich nach gemeinsamen feuchtfröhlichen Abenden oft viel betrunkener fühlt, als sich mit drei Gläsern Wein erklären ließe. 

Im zweiten Akt bekommt das Bild erste kräftige Kratzer, als Hannes ihr eine Reise nach Venedig schenkt. Bei einer auf Rosen gebetteten Gondelfahrt, beide herausgeputzt, als wären sie auf dem Weg zum Standesamt, starrt er sie ständig an, als wolle er kontrollieren, ob sie auch angemessen reagiert; aber Judith strahlt nicht mehr. Als er später zu einem mutmaßlichen Antrag ansetzt, unterbricht sie ihn sofort: "Ich bin nicht gemacht für so eine enge Bindung."

Seine Replik ist der erste zweifellose Beleg, dass mit diesem Mann etwas ganz und gar nicht stimmt: "Du bist unzurechnungsfähig." Auch optisch setzt Moder ein entsprechendes Zeichen: Sein Gesicht liegt im Halbschatten. Auf dem Weg ins Bett kann Judith wieder mal kaum noch einen klaren Gedanken fassen, aber ihre Botschaft ist unmissverständlich: "Wir müssen uns trennen."  Der nun folgende Beischlaf, den sie teilnahmslos über sich ergehen lässt, kommt im Grunde einer Vergewaltigung gleich.  

Im dritten Akt ändert sich die Bildsprache. Nun nimmt die Kamera (André Mayerhofer) immer öfter typische Stalker-Positionen ein, als werde Judith heimlich beobachtet. Sie hat die Trennung zum völligen Unverständnis aller anderen radikal vollzogen; gerade ihre Mutter (Barbara Auer) kann das gar nicht verstehen. Los wird sie Hannes, der sie sogar bis in ihre Träume verfolgt, allerdings nicht, denn bei Freundinnen und Familie ist er nach wie vor präsent, weil es sich ja nur um eine "vorübergehende Krise" handele, wie er versichert; deshalb ist er auch zur Überraschungsparty anlässlich ihres Geburtstags eingeladen.

Wie sich die Schlinge um ihren Hals nun immer enger zuzieht, hat Moder raffiniert inszeniert, zumal es durchaus möglich ist, dass an einer psychischen Krankheit leidet; in ihren Visionen sieht sie Schnee von der Klinikdecke rieseln. Hannes hingegen ist am Ziel seiner Wünsche: Das Objekt seiner Begierde ist ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Vordergründig bleibt die Erzählung zwar gelassen, aber hintergründig wird "Ewig Dein" mehr und mehr zum Horrorfilm. Erst ganz gegen Ende, als es in der Tat um Leben und Tod geht, wandelt sich die bis dahin subtile Spannung zum fesselnden Finale.