Die Vereinten Nationen warnen vor einer Flüchtlingskrise in Birma. Mehr als 22.000 Menschen seien im Bundesstaat Rakhine nach dem Ausbruch von Unruhen geflohen oder vertrieben worden, erklärte ein UN-Vertreter am Sonntag. Die meisten Flüchtlinge gehörten zur muslimischen Volksgruppe der Rohingya. Nach Regierungsangaben seien mehr als 80 Menschen getötet worden.
Seit Juni wurden damit mehr als 170 Tote bei ethnisch motivierten Ausschreitungen gemeldet. Es wird aber eine höhere Dunkelziffer vermutet. Menschenrechtler appellierten an die Regierung unter Präsident Thein Sein, die Gewalt gegen die muslimischen Rohingya zu stoppen.
###mehr-artikel### Satellitenbilder zeigten, dass in einem überwiegend von Rohingya bewohnten Küstendistrikt mehr als 800 Häuser und Hausboote niedergebrannt worden seien, berichtete die Organisation "Human Rights Watch". Amnesty International forderte ein Eingreifen der politischen Führung, um den "Kreislauf von Gewalt und Diskriminierung zu durchbrechen".
UN-Vertreter warnten, die Gewalt im Rakhine-Staat könnte die eingeleiteten demokratischen Reformen gefährden. Im August hatte Birmas Regierung eine Kommission eingesetzt, um die Unruhen zu untersuchen. Eine UN-geführte, internationale Untersuchung hatte die politische Führung abgelehnt.
Etwa 90 Prozent der Bevölkerung in Birma sind Buddhisten. Die Muslime in dem südostasiatischen Land machen etwa vier Prozent aus, darunter sind auch mindestens 750.000 Rohingya. Diese Volksgruppe wird jedoch von Birmas Regierung nicht als ethnische Minderheit anerkannt, die Staatsbürgerschaft wird ihnen verweigert. Vielmehr gelten sie als illegale Eindringlinge. Die UN bezeichnen die Rohingya als eine der am meisten verfolgten Volksgruppen weltweit.
Birma (Myanmar) wurde jahrzehntelang von Militärs beherrscht. Seit März 2011 hat das Land eine zivile Regierung, die aber überwiegend aus Ex-Militärs besteht. Präsident Thein Sein, selbst ein ehemaliger General, führte seitdem vorsichtige Reformen ein. Politische Gefangene wurden freigelassen, ein Streik- und Demonstrationsrecht beschlossen. Die Regierung führt zudem Friedensgespräche mit Rebellen ethnischer Minderheiten.