"Kirche ist dazu da, Räume zu schaffen, in denen Menschen glauben, in denen ein Glaube wachsen kann", schreibt die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen in einem Beitrag für die "Süddeutsche Zeitung" (Dienstagsausgabe). Das Dach müsse groß und weit sein und auch jenen Zuflucht bieten, "die sonst nirgendwo unterkommen".
Es entspreche dem Evangelium, dass die Kirchen ihre Türen offen hielten "für die Zweifelnden, Abwartenden, Unentschlossenen, Kritischen, Gleichgültigen, auch für Menschen voller Ablehnung, die sagen: 'Ich glaube nicht an Gott'", schreibt Kurschus. Sie seien keine mühsam tolerierten Mitglieder minderen Werts, sondern gehörten dazu, unterstreicht die Präses. Auch am Anfang der Kirche hätten nicht überzeugte Helden gestanden.
"Würde unser Glaube zur Eintrittskarte in die Kirche, dann wären wir alle auf verlorenem Posten", argumentiert die 49-jährige Theologin. Der persönliche Glaube sei verletzlich und immer gefährdet. Man könne ihn nur immer neu von Gott erbitten, garantieren könne ihn niemand. Daher seien viele Glaubende und Zweifelnde zugleich.
"Nicht entscheidend, wie einer das Abendmahl versteht"
Viele Menschen suchten die Kirche in "Schwellensituationen" ihres Lebens, etwa bei der Taufe, der Hochzeit, bei einem Trauerfall oder wenn ein Unglück die Menschheit erschüttere. Dann sehnten sich die Menschen nach einer Kraft, die über ihre eigene hinausgeht, schreibt die Repräsentantin der rund 2,5 Millionen westfälischen Protestanten. Die bewährten Traditionen und Gewohnheiten der Kirchen könnten den Glauben des Einzelnen tragen.
Für die Kirchenzugehörigkeit ist nach Kurschus' Worten "nicht entscheidend, wie einer denkt, ob einer das Glaubensbekenntnis auswendig weiß, wie er das Abendmahl versteht". Die Kirche habe sogar Platz auch für den, der lediglich auf dem Papier dazu gehöre, und vielleicht einfach vergessen habe, auszutreten. Um Mitglied der Kirche zu sein, müsse man nicht an Gott glauben. "Gottes Hand bleibt ausgestreckt", schreibt Kurschus.