Inflation hat Arme noch ärmer gemacht

Mann hält leere Geldbörse in den Händen
Towfiqu barbhuiya/unsplash
Millionen von Betroffenen sind stärker finanziell belastet als zuvor.
Der Paritätische Gesamtverband
Inflation hat Arme noch ärmer gemacht
Die Inflation trifft die Armen besonders hart: Laut dem Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbands haben Millionen Menschen in Deutschland 2024 mit hohen Einkommensverlusten zu kämpfen. Die Kaufkraft sank erheblich – was bedeutet das für die Zukunft der Betroffenen?

Die hohe Inflation hat nach Berechnungen des Paritätischen Gesamtverbands dafür gesorgt, dass arme Menschen in Deutschland noch ärmer geworden sind. Das mittlere Einkommen von Menschen unterhalb der Armutsgrenze habe im Jahr 2020 bei 981 Euro im Monat gelegen, 2024 seien es preisbereinigt nur noch 921 Euro gewesen, heißt es im neuen Armutsbericht des Verbands, der am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde.

Für die Berechnung wurden die Einkommen mit der Preisentwicklung seit 2020 abgeglichen, um abzubilden, "dass man sich in 2024 für einen Euro weniger kaufen kann als noch in 2020", wie es im Bericht heißt. Demnach war der Effekt im Jahr 2023 besonders stark ausgeprägt: Damals habe das preisbereinigte mittlere Einkommen armer Menschen bei nur 883 Euro monatlich gelegen. Das bedeutete einen Rückgang um rund zehn Prozent binnen drei Jahren. Nominal lag das mittlere Einkommen armer Menschen 2023 bei 1.031 Euro und 2024 bei 1.099 Euro.

"Die Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre verschärfen die ohnehin schon schwierige finanzielle Lage von Millionen Betroffenen", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands Joachim Rock. "Die neue Bundesregierung muss die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung jetzt ganz oben auf die Agenda setzen."

Der Anteil der Armutsbetroffenen an der Gesamtbevölkerung nahm den Daten zufolge zuletzt zu: Während es ab 2020 zunächst einen Rückgang gegeben habe, sei die Quote im vergangenen Jahr gestiegen auf 15,5 Prozent. Damit seien rund 13 Millionen Menschen von Einkommensarmut betroffen. Frauen sind den Angaben zufolge rechnerisch häufiger arm als Männer, auch junge Erwachsene und Menschen über 65 sind stärker betroffen als der Durchschnitt.

Als arm werden Menschen eingestuft, die in einem Haushalt leben, der weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens aller Haushalte in Deutschland zur Verfügung hat. Im Jahr 2024 lag die Grenze bei 1.381 Euro im Monat für einen alleinlebenden Menschen. Zum Einkommen gehören dabei unter anderem Löhne, Wohngeld, Kindergeld und andere Sozialleistungen. Die vom Paritätischen ausgewerteten Grunddaten stammen vom Statistischen Bundesamt.