Frankfurt a.M. (epd). Die Kirchen haben am Karfreitag an das Leid und die Not in der Welt erinnert, aber auch zu Zuversicht aufgerufen. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, ermutigte dazu, angesichts beunruhigender Zeiten Orientierung im christlichen Glauben zu suchen. „Wir gehören zusammen. Wir sind einander anvertraut. Wir sind verantwortlich - auch für die Seele der anderen“, sagte Bätzing in seiner Predigt im Limburger Dom: „Weil die Kraft dazu von Jesus kommt, ist es keine Überforderung. Wer glaubt, ist nie allein.“
Zugleich warnte der Limburger Bischof vor Selbstzufriedenheit: „Es liegt auch an uns, ob die Gottesrede in unserer Zeit hörbar bleibt oder unter dem Druck der Säkularität verstummt“, sagte Bätzing laut Redetext und rief dazu auf, bei der Gründung der Kirche der Zukunft mitzuhelfen.
Am Karfreitag erinnern Christinnen und Christen an das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz. Karfreitag wird damit in Verbindung mit Ostern, der Feier der Auferstehung Jesu, zu einem zentralen kirchlichen Feier- und Gedenktag.
Für den bayerischen evangelischen Landesbischof Christian Kopp ist Karfreitag ein Tag der Extreme. „Aus einer Mordgeschichte wird eine Erzählung der Liebe und Hoffnung“, sagte er laut Manuskript in seiner Predigt in der Münchner Matthäuskirche. „Am Karfreitag bringen wir das Leid der Menschen in der Welt vor Gott“, sagte Kopp: „Im Sudan. In den Slums von Südamerika. Afrika. Die Menschen in Europa, die in Armut leben. Ich schaue nach Kiew oder nach Kursk oder nach Charkiw.“
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, hatte in ihrer Botschaft zu Karfreitag ebenfalls dazu ermutigt, den Blick vor Leid und Not nicht zu verschließen. Man müsse berührbar bleiben für den Schmerz in dieser Welt, Trauer benötige Raum, damit die Gesellschaft menschlich bleibe, hieß es in ihrer bereits am Dienstag verbreiteten Botschaft.
Vielen Menschen würden die Krisen und Zukunftssorgen zentnerschwer auf den Schultern liegen, sagte die Hamburger Bischöfin. Die überlieferte Geschichte von Jesu Tod könne hier Trost spenden. Fehrs sollte am Freitag um 15 Uhr in der Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg predigen.
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck rief zu einem entschiedenen Eintreten für Frieden, Menschenwürde und Demokratie auf. „Wir leben in gewalttätigen Zeiten“, erklärte der Militärbischof der katholischen Kirche zu Karfreitag. Gewalt scheine für Potentaten und skrupellose Machthaber „das einzige Mittel der Durchsetzung ihrer brachialen und oft ethisch unannehmbaren Ziele“ zu sein. Doch wo die Sprache des Friedens und der Versöhnung zum Schweigen gebracht werde, herrsche keine Vernunft mehr.
In Berlin erinnerten die Kirchen mit einer ökumenischen Prozession an das Leiden und den Tod Jesu Christi am Kreuz. Daran beteiligten sich auch der evangelische Berliner Bischof Christian Stäblein, der katholische Erzbischof Heiner Koch und der griechisch-orthodoxe Bischof Emmanuel von Christoupolis. An der Spitze der Prozession von rund 250 Menschen wurde ein drei Meter hohes und rund 80 Kilogramm schweres Kreuz getragen. Die Karfreitagsprozession in der östlichen Berliner Innenstadt gibt es seit 2010. Auch in diesem Jahr wurde dort an Leidende in aller Welt erinnert. Im ostsächsischen Görlitz nahmen ebenfalls mehrere Hundert Menschen an einem Kreuzweg teil.