Gabun wählt nach Militärputsch neuen Präsidenten

Gabun wählt nach Militärputsch neuen Präsidenten

Nairobi, Libreville (epd). Nach dem Militärputsch 2023 haben am Samstag in Gabun erstmals Präsidentschaftswahlen stattgefunden. Rund 920.000 Wahlberechtigte können mitbestimmen, wer das westafrikanische Land nun regieren soll. Nach kleinen Verzögerungen am frühen Morgen sei der Wahlgang ohne Probleme verlaufen, berichtet das Nachrichtenportal "Gabon Actu”. Die Wahllokale im In- und Ausland seien lokalen Medienberichten zufolge seit dem Morgen gut besucht.

Die besten Chancen werden dem Übergangpräsidenten Brice Oligui Nguéma ausgerechnet, der seine Stimme am Mittag in der Hauptstadt Libreville abgab. Sechs weitere Kandidaten und eine Kandidatin sind zugelassen. Es ist die erste Wahl seit mehr als 50 Jahren, bei der die Gabunesische Demokratische Partei keine Rolle spielt und der Name Bongo nicht auf dem Wahlzettel steht. Ali Bongo, dessen Familie das Land 56 Jahre lang autoritär regiert hatte, wurde 2023 abgesetzt.

Seit dem Putsch wurden sowohl ein neues Wahlgesetz als auch eine neue Verfassung verabschiedet, die dem künftigen Präsidenten gebündelte Macht und eine Amtszeit von sieben Jahren gibt, mit maximal einer zweiten Amtszeit. Eine Weitergabe des Amtes an Familienmitglieder wird nicht mehr möglich sein. Brigadegeneral Nguéma ist der Cousin des abgesetzten Herrschers Ali Bongo.

Als stärkste Konkurrenz Nguémas gilt Alain-Claude Bilié-By-Nzé, der zuletzt Ministerpräsident unter Bongo war. Als unabhängige Kandidatin und einzige Frau tritt die junge Unternehmerin Zenaba Gninga Chaning an, die sich für eine gerechtere Verteilung der Reichtümer des Landes einsetzen will.

Die ehemalige französische Kolonie Gabun ist laut Weltbank der viertgrößte Öl-Produzent in Afrika südlich der Sahara und hat nominell das dritthöchste Einkommen pro Kopf in der Region. Dennoch lebt etwa ein Drittel der rund 2,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner unterhalb der Armutsgrenze.

48 nationale und internationale Wahlbeobachtungsgruppen waren im Einsatz, unter anderem vom Commonwealth-Staatenverbund und der Afrikanischen Union. Gabun ist das erste Land in West- und Zentralafrika, das nach einem Putsch in den vergangenen Jahren mit Wahlen zu einer zivilen Regierung zurückkehrt. Das Ergebnis der Präsidentschaftswahl wird in den kommenden Tagen erwartet. Ein Termin für Parlamentswahlen wurde noch nicht genannt.