"Wieso bist du noch in der Kirche?"

Fröhliche, multiethnische Kirchengemeinde sitzt in Kirchenbänken
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Ob jung oder alt: Die Evangelische Kirche ist für eine Vielzahl der Menschen eine Gemeinschaft, die sie nicht missen wollen. (Symbolbild)
Was Glaube für unsere User zählt
"Wieso bist du noch in der Kirche?"
Kirchensteuer einsparen, "da geh ich eh nie hin" oder "ich glaube nicht an Gott" mögen Beweggründe sein, warum Menschen der Kirche den Rücken kehren. Aber es gibt auch viele Gründe, dies nicht zu tun. evangelisch.de hat gefragt: "Wieso bist du noch in der Kirche?" Lesen Sie hier die Antworten aus der Community.

Unangefochtener Spitzenreiter aller Gründe aus den zahlreichen Antworten der User:innen auf die evangelisch.de Umfrage ist die Gemeinschaft. "Kirche ist für mich Gemeinschaft, Hilfe, Trost und Freude", schreibt uns Andrea. Das spiegelt sich auch in der Antwort von Sabine: "Ich mag die Feste, die Pfarrer/-innen, viele Leute der Gemeinde, die Lieder gemeinsam zu singen und das sich nicht allein fühlen, sondern sich gemocht und angenommen zu fühlen." Ruth sieht die Gemeinschaft der Christ:innen sogar als Grundvoraussetzung für ihr Leben im Glauben. "Ich glaube, dass Glauben nur in Gemeinschaft geht. Gott begegnet mir im anderen, ich finde immer jemanden, der mich mit seinem Glauben trägt, wenn ich selbst vielleicht nur zweifeln kann und genauso kann ich andere tragen."

Gemeinde und Kirche böten vor allem eine Gemeinschaft, die nicht nur aus Spaß oder Freude erwächst, findet Rüdiger: Kirche (sei) für ihn "eine Gemeinschaft, die Halt und Orientierung gibt; gerade in schweren Zeiten". Ein Grund, aus dem sich Userin Userin Gaby sehr bewusst als Erwachsene der Kirche angeschlossen hat: "Weil ich den Zusammenhalt in der Gemeinde liebe. Er gibt mir Halt und Zuversicht. Ich habe mich erst mit Mitte 40 taufen lassen", lässt sie uns wissen.

Aber es finden sich in den Kommentaren auch Menschen, die sich um genau diese Gemeinschaft sorgen. So schreibt Charlotte, die ein Lob auf die Gemeindearbeit ausspricht, dass sie sich vor allem um die Senior:innen als wichtige Kerngruppe der Kirche Sorgen mache, da diese sich digital nicht angesprochen fühlen: "Verschiedene Senioren ziehen sich zurück, sie möchten das persönliche Gespräch, die persönliche Ansprache, ob bei Terminen oder auch kaum noch möglichen Telefonaten. Kirche möchte für die jungen Menschen, (...) divers, bunt (...) und modern sein, disqualifiziert sich selbst aber bei den Senioren. Daher überlege ich, wie es für mich in der Kirche weitergehen kann." Das stimmt nachdenklich.

Wie es AsTon kommentiert, bleibt die Kirche für ihn daher als reales Gebäude in Stadt oder auf dem Dorf wichtig: "Weil jeder Glaube auch ein Gotteshaus braucht, in dem Gläubige zusammenkommen können und gemeinsam ihren Glauben leben und zelebrieren können."

Veränderung in der Kirche begegnen

Spürbar ist in den Umfrageergebnissen, dass Menschen die Veränderungen wahrnehmen, mit denen Kirche ringt. "Gott sei Dank ist Kirche in Bewegung und sucht nach den Menschen. Ich würde sagen, dass wir genau in diesen unruhigen Zeiten Kirche brauchen. Kirche, die die Gesellschaft zusammen bringt. Jesus ist es wurst, wie du als Mensch bist, er sieht dich an, nimmt dich wahr." Wichtig sei es für ihn "immer wieder offen (zu) sein für neue Elemente, auch für eine Überraschung, die uns der Heilige Geist schenkt, und dass wieder frischer Wind einkehrt", schreibt Tobias.

Der Glaube und das Wort Gottes sind für andere User:innen ebenso ein wichtiger Grund, um Teil der Kirche zu sein. Für Christel ist "Gottes Wort (...) eine reiche Schatzkiste". Heidi antwortet schlicht, sie sei in der Kirche: "Weil ich an Gott glaube!" Und Jens Voss kommentiert: "Die Kirche trägt die Botschaft Jesu und von Jesus durch die Zeit. Nur so bleibt sie für uns wieder erkennbar." Genau diese Botschaft Gottes gibt Anton sogar in Jesu Worten als seinen Grund wieder: "'Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen!', sagt unser Herr Jesus im Matthäusevangelium. Einer der Hauptgründe, weshalb ich in der Kirche bin und (trotz mancher Fehler) auch bleibe!" 

Für andere User:innen gewinnt Kirche vor allem als gesellschaftliche Kraft an Bedeutung. "Ich bin vor Jahren wieder in die ev-luth. Kirche eingetreten. Dies weniger aus theologischen Beweggründen, das möge man mir verzeihen, sondern als Zeichen der Unterstützung für das soziale und ja, auch politische Engagement der Kirche. Eine Kirche, die sich an die Seite derer stellt, die Hilfe brauchen, die in großen wie in kleinen Projekten Bedürftigen hilft und die streitbar gegen den aufkommenden Faschismus steht, ist und bleibt für mich nach wie vor wichtig", bekennt Johannes Joachim auf Facebook.

Ein Aspekt, dem auch Thomas in seiner umfassenden Liste mit Gründen zum Verbleib in der Kirche eine hohe Bedeutung zuweist. Ihn halte die "soziale Verantwortung: Die EKD engagiert sich in sozialen Projekten wie Obdachlosenhilfe, Flüchtlingsarbeit, Krankenhäusern und Hospizen... Kirchliche Träger betreiben Kindergärten, Schulen und Universitäten und fördern kulturelle Projekte. (...) Die evangelische Kirche setzt sich aktiv für Menschenrechte, Umwelt- und Klimaschutz sowie soziale Gerechtigkeit ein", schreibt er. Und er spricht denen Mut zu, die aktuell an ihrer Kirchenmitgliedschaft zweifeln. "Falls man mit bestimmten Positionen der Kirche hadert, kann man sich auch aktiv für Reformen und Veränderungen einsetzen, anstatt auszutreten. Letztendlich hängt die Entscheidung von deinen persönlichen Überzeugungen und Prioritäten ab."

Kirchenmitglied sein, ein Statement!

Ebenso möchte Christine mit ihrer Mitgliedschaft ein Zeichen setzen. Sie ist in der Kirche, "weil ich die EKD mit ihrer Stimme in der Gesellschaft unterstützen will. Sie mischt sich ein und ist auch mal unbequem. Auch wenn eine Institution nie unfehlbar sein kann, träume ich immer noch von Einheit in Vielfalt und einer Kirche, die mehr Organismus als Organisation ist." 

Natürlich gibt es auch viele individuelle Argumente, die aus Sicht der evangelisch.de-Community für die Kirchenmitgliedschaft sprechen. Das können persönliche Erlebnisse sein, wie für Cordula, für die Kirche die letzte Verbindung zu ihrer im Jahr 2015 gestorbenen Mutter ist. Oder es ist die Freude am gemeinsamen Singen und dem Erleben der Rituale wie Abendmahl, Taufe oder Hochzeit. Für Marco ist es beispielsweise, neben einer Vielzahl weiterer Gründe, auch der Wunsch nach Unterstützung im Glauben festzubleiben: Er schreibt, dass er "dabei Hilfe benötige, meinen (naiven) Glauben an das Gute im Menschen und Gottes unbeirrbare Liebe zu erhalten". Natürlich spielen auch reine Sachgründe eine Rolle. Beispielsweise für Stefanie: "Zusätzlich ist sie mein Arbeitgeber und oft auch ein Wohlfühlort."