Warum Kirche das Leben positiv prägt

Berthild Sachs an der evangelischen Stadtkirche in Bayreuth.
epd-bild/Katharina Gebauer
Berthild Sachs an der evangelischen Stadtkirche in Bayreuth.
Strukturwandel der EKD
Warum Kirche das Leben positiv prägt
Berthild Sachs ist seit 1. März Regionalbischöfin im Kirchenkreis Bayreuth. Vor ihr liegt eine schwierige Aufgabe, denn die 58-Jährige muss ihr Amt quasi abschaffen: Die drei fränkischen Kirchenkreise werden ab 2027 eine neue Struktur bekommen.

Wie ihre Vorgängerin, Dorothea Greiner, ist die neue Bayreuther Regionalbischöfin Berthild Sachs ein großer Fan von Kirchenmusik. In ihrem vorherigen Amt als Schwabacher Dekanin sang sie begeistert im Chor der dortigen Kantorei. "Ihr Abschiedsgottesdienst hat gezeigt, welche Kraft die Kirchenmusik hat, Menschen zu faszinieren und die kirchliche Botschaft zu transportieren", erinnert sich ihre künftige Amtskollegin, die Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern, an das beeindruckende Zusammenspiel von Posaunenchor, Chor, Orchester und Orgelmusik. Privat hört Sachs gerne Klassik und Klassische Moderne. "Bei Unterhaltungsmusik bin ich vollkommener Laie", sagt sie mit einem Schmunzeln.

Musik, Sport und Reisen zu historischen Orten, stundenlang in Museen verweilen - das ist der ideale Ausgleich zum Job für die 58-jährige Berthild Sachs. Eigentlich gärtnert sie auch gerne, "aber so viel Zeit für Hobbys ist in meinem Beruf schon lange nicht mehr gewesen". Das wird sich in den nächsten Jahren nicht ändern, denn als Regionalbischöfin im Kirchenkreis Bayreuth liegen große Herausforderungen vor ihr - in der evangelischen Kirche gibt es einen tiefgreifenden Strukturwandel.

Dazu gehört, dass der Kirchenkreis in seiner jetzigen Form Sachs' zehnjährige Amtszeit nicht überdauern wird. Nachdem sich bereits die drei südlichen Kirchenkreise zu einem einzigen zusammengetan haben, wird es auch in den drei fränkischen Kirchenkreisen einen Wandel geben. Bis zum Frühjahr 2026 will die Landeskirche eine neue Struktur für die Kirchenkreise Ansbach-Würzburg, Nürnberg und Bayreuth erarbeiten, die ab dem 1. Januar 2027 wirksam werden soll. Die finale Entscheidung darüber soll auf der Frühjahrstagung der Landessynode 2026 in Bayreuth fallen. Berthild Sachs wäre dann die letzte verbliebene Regionalbischöfin in der Region, denn die Amtszeiten ihrer Kolleginnen Elisabeth Hann von Weyhern (Nürnberg) und Gisela Bornowski (Ansbach-Würzburg) enden am 31. Dezember 2026.

Also blickt Sachs mit Freude, aber auch großem Respekt auf ihr neuens Amt. "Ich glaube, dass ich eine ganze Menge Vorerfahrung mitbringe, um diese große Aufgabe anzugehen", sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd) nach ihrer Ernennung. In einer Zeit unglaublicher Veränderungen reize es sie, an der künftigen Gestalt der Kirche mitzuwirken und darüber nachzudenken, welche Wege gangbar sind. "Wir dürfen nicht den Mut verlieren, sondern müssen weiterhin ausstrahlen, was uns wichtig ist: dass wir befreite Christenmenschen sind." Ihre Amtskollegin Elisabeth Hann von Weyhern freut sich auf die Zusammenarbeit "mit einer Frau, von der ich weiß, dass sie wichtige und richtige Impulse setzen kann. Sie hat einfach eine wunderbare Art, mit Menschen umzugehen".

Nach dem Theologiestudium in Erlangen, Jerusalem und München hat Sachs in Oberfranken bereits ihre ersten Gehversuche im Pfarrberuf gemacht, sagt sie. Ihr Lehrvikariat hat sie in Bamberg absolviert, von 2001 bis 2007 war sie theologische Referentin, zunächst des Nürnberger Regionalbischofs Karl-Heinz Röhlin und ab 2006 des Duos Hann von Weyhern und Stefan Ark Nitsche. Danach führten Sachs' Wege sie als Gemeindepfarrerin nach Nürnberg-Ziegelstein, wo sie mit ihrem Ehemann, dem Pfarrer Stefan Brandenburger, zusammenarbeitete. Von 2016 bis Ende 2019 leitete sie das Dekanat Gräfenberg, ab 2020 war sie Dekanin in Schwabach.

Auf die fünf Jahre in Schwabach blickt Sachs glücklich zurück, "denn mein Mann und ich haben uns hier wahnsinnig wohlgefühlt". Auf Bayreuth freut sie sich, weil sich die Stadt toll entwickelt habe. Sie fühle sich schnell an neuen Orten zu Hause. "Vor allem freue ich mich, wenn mein Mann in einem halben Jahr dann mit mir zusammen hier wohnt." Wenn das Zuhause eingerichtet ist und sie die Umgebung so gut kennt, dass sie ohne Handyunterstützung ihr Ziel findet, sei sie angekommen, sagt die Regionalbischöfin.

In ihrem neuen Amt hat die 58-Jährige deutlich mehr Macht als zuvor. Diese sieht sie aber nicht im Bestimmen: "Die Regionalbischöfin hat die Macht des Wortes und der Verkündigung und das nehme ich sehr ernst." Sachs sieht ihren Einfluss im Motivieren, in der Begegnung und im Weitergeben des Evangeliums. "Da kann man auch in kirchlich schwierigen Zeiten viel machen, um sich rückzubesinnen auf unseren Auftrag." Im personellen Bereich will sie das Gespräch suchen, Unterstützerin für die Haupt- und Ehrenamtlichen im Kirchenkreis sein. Was da ist, will sie pflegen. Was im Umbruch ist, will sie begleiten. Man solle zu seinem Glauben stehen, nicht nur im stillen Kämmerlein, ist Sachs überzeugt: "Es braucht diejenigen, die sagen, Kirche ist mir wichtig. Man muss deutlich machen, warum Kirche das Leben und Handeln positiv prägt."