Expertin verrät Tipps zum Atmen

Lotusblüte auf einem Gewässer
Abhidev Vaishnav/Unsplash
´Mit etwas Übung lässt es sich freier Atmen. Expertin Irmtraud Siebeneichner gibt Einblicke in diese ganz besondere Therapie.
Luft holen!
Expertin verrät Tipps zum Atmen
Passend zum Motto der diesjährigen Fastenaktion "Luft holen! 7 Wochen Ohne Panik" hat evangelisch.de mit der Atemtherapeutin Irmtraud Siebeneichner gesprochen und sie gefragt: Wie können wir uns mit richtigem Atmen beruhigen?

"Atmen? Kann ich!", ruft der Kollege in den Konferenzraum, als ich dieses Thema in der morgendlichen Runde vorstelle. Er erntet lautes Lachen von den umstehenden Versammelten. Ja, klar - er hat schon einen Punkt: Atmen können wir alle. Sonst wären wir nicht hier. Aber machen wir es auch richtig? Und kann Atmen vielleicht sogar unsere Stimmung verändern?

Das will ich von einer Expertin wissen. Irmtraud Siebeneichner ist eine: Seit knapp 30 Jahren arbeitet sie als Atemtherapeutin, betreibt eine Praxis in Darmstadt, gibt Kurse etwa an der Volkshochschule. Es ist ihr Beruf, Menschen zu zeigen, wie sie besser Luft bekommen. Und sie auch wieder herauslassen. 

Klingt einfach. Denn Atmen funktioniert meist unbewusst. Aber richtiges Atmen, weiß Irmtraud Siebeneichner, das braucht Übung: "Man kann nicht nicht atmen. Aber es gibt gewisse Techniken." Unser Atmen, sagt die Expertin, werde beeinflusst durch unsere persönliche Entwicklung, Körperhaltung, gesundheitliche  Einschränkungen, Erkrankungen und Stimmungen. Siebeneichner beruft sich auf die Tradition der Atemtherapeutin Ilse Middendorf. Ihr Ansatz will uns zeigen, wie wir mit dem Atem unser körperlich-seelisches Befinden bewusster wahrnehmen können. "Oft wird uns die Atmung erst bewusst, wenn der Atem stockt, wir atemlos sind, keine Luft mehr bekommen." Den Atem im Alltag wahrzunehmen, weiß Irmtraud Siebeneichner, das braucht Übung. 

Hier können Sie selbst gleich mitüben!

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"Unser Ziel ist es nicht, den Atem in eine Richtung zu lenken. Aber wir wollen dem Atem die Möglichkeit geben, dass er frei fließen kann", sagt Siebeneichner. Das funktioniere am besten, wenn der Atem mit Bewegung verknüpft wird, erklärt sie und demonstriert eine ganz einfache Übung vor ihrer Computerkamera. Behutsam öffnet sie ihre linke Hand und bittet mich, es ihr gleichzutun. "Merken Sie, wie Sie automatisch spürbar einatmen?" Ja, tatsächlich. Das tue ich. Beim Ausatmen schließen wir unsere Handflächen. Wie eine Lotusblüte, die tagsüber aufblüht und nachts schrumpft. Ein schöner Gedanke. 

Aber zurück zum Atmen. Siebeneichner bekräftigt: "Und umso fortgeschrittener man ist, desto mehr verbinden sich Atem und Bewegung." Und je mehr wir das tun, desto besser kann der Atem im Körper wirken. "Wenn ich nur flach atme, dann gebe ich meinem Körper nicht das, was er braucht", sagt die Expertin. Richtiges Atmen hingegen mache die Gelenke beweglicher, verbessere den Blutkreislauf, den Lymphfluss und sogar die Darmtätigkeit. Aber wie sieht es mit der Stimmung aus? 

Irmtraud Siebeneichner bietet in ihrer Praxis in Darmstadt Atemkurse an.

Dazu hat Irmtraud Siebeneichner eine einfache Übung parat: "Erinnern Sie sich eine Weile an eine schöne Situation in Ihrem Leben und beobachten Sie Ihren Atem. Wie empfinden Sie Ihren Atem? Danach erinnern Sie sich an eine Situation, die schmerzhaft war oder Sie traurig gemacht hat. Wie empfinden Sie Ihren Atem jetzt?"

Atmen, sagt Siebeneichner, das ist auch eine Bewusstseinsschule. Gelernt hat sie das noch vor ihrer Ausbildung im Selbstexperiment. "Ich hatte damals Anfänge von Asthma und so bin ich an die Atemtherapie gekommen. Das hat nicht nur gegen mein Asthma geholfen, sondern ich habe auch gemerkt: Es reguliert auch andere Sachen." Etwa, sich im Leben auch Pausen einzuräumen.

Sollten starke Gefühle, wie Panik aufkommen, ist es oft gut, diese frühzeitig zu erkennen. "Es ist wichtig, ein Gespür für die Anfänge zu entwickeln", sagt die Therapeutin. Wenn jemand akut unter Panik leide, zieht sich oft alles zusammen – auch körperlich, erläutert Siebeneichner. "Atemübungen können da eine Erleichterung bieten, wenn sie rechtzeitig angewandt werden." 

Aus ihrer jahrzehntelangen Erfahrung weiß sie eben auch: Beim Atmen geht es viel ums Wohlbefinden. Atemtherapie sei - wie Yoga oder Meditation -  eine Art der Selbstfürsorge. "Wenn meine Klienten nach der Stunde ihren Atem freier erleben und entspannter nach Hause gehen, als sie gekommen sind, ist das schön."